Samstag, 28. März 2020

Heute in einem Jahr - Folge 9: 28.03.2021

Ganz und gar unerwartet führte mich ein besonders schräger Traum in ein Fenstergeschäft, da ich mir sicher war, nach einem Einkauf in der kleinen Käserei noch zwei oder drei Pfund Schiebe-Kipp-Fenster zu brauchen, weil man ja nie genau weiß dieser Tage, ging ich beherzt in den Laden und fragte den hinter dem Tresen stehenden Fensterfachgeschäftsmitarbeiter, was er denn da so da hätte, er zeigte mir ein sehr hübsches Exemplar in Türkis, an ihm hing ein Post-It:

"Grüß dich! Heute ist der 28.03.2021. Sonntag.
Dein Future-Du.“

Da ist mein Future-Ich ja nicht grade sonderlich gesprächig.

"Tschuldi ... bin heute knapp dran ... ich hab einen Speakerslot beim Raumkrümmungskongress."

Ähm ... Was?

"Erkläre ich dir wann anders – meine Drohne ist da.“

Uff! Ja sicher! Na klar!
Aber gut ... was haben wir denn da heute. Ich laufe an einem kleinen Ladenlokal vorbei, in welchem eine bunte Truppe an Menschen grade sehr geschäftig werkelt und renoviert. Zwei junge Leute sind damit beschäftigt die Blau-Rote Fensterbeschriftung abzukratzen ... man kann noch „... lternative für Deu ...“ lesen ... der Rest der Beschriftung ist schon runter. Ich höre dem Gespräch der beiden zu.

„Mega, dass wir den Laden bekommen haben – ich freue mich riesig drauf.“

„Die Ironie des Schicksals ist schon sehr lustig.“

„Finde ich auch, dass wir den Laden ausgerechnet in dem ehemaligen Büro der AfD aufmachen ... spitze ... wir dachten kurz dran den Laden „Alternative für Deine Ernährung“ zu nennen, meinten aber dann, dass wir lieber froh sind, dass die Trottel erst mal weg sind.“

„Kam ja schon etwas überraschend, dass die sich einfach so von heute auf morgen aufgelöst haben.“

„Naja ... wegen Irrelevanz geschlossen – aber krass wie sehr die wirklich gar nix beitragen konnten bei einer echten Krise ... das hat echt der letzte Trottel gemerkt.“

Ich freue mich und bin jetzt richtig gespannt, was da für ein Laden rein kommt. Ich höre den beiden noch weiter zu.

„Nachdem dann das Grundeinkommen kam zusammen mit der Sozial- und Bildungsreform ... da war die AfD so übel themenlos. Da war der Entschluss, dass sie sich auflösen fast schon bewundernswerte Konsequenz.“

„Trotzdem sehr lustig, dass wir jetzt ausgerechnet den Laden von denen übernehmen.“

„Hihihi – ja sehr! Ein syrisches Nachbarschafts-Café, in dem nur Geflüchtete arbeiten. Dazu arabische Delikatessen.“

„Auch klasse, dass sie damals diese fiesen Lager aufgelöst haben und die Integration endlich so dezentral organisiert haben, wie das sein soll ... und dass sie diese bescheuerten Arbeitsbeschränkungen aufgehoben haben.“

„Ja auch das hat den AfD-Ulfs ordentlich Wasser abgegraben ... schön, wie man eh miesen Argumenten beim sterben zuschauen konnte.“

Die beiden arbeiten gut gelaunt weiter.

Zwei andere hängen ein Schild über der Tür auf – darauf steht. „SAMAR – syrisches Café und Begegnungsstädte für interkulturelle Kreativität“

„Sag, was heißt noch mal SAMAR?“ fragt der eher westlich Aussehende der beiden Scheibenkratzer.

„Das kommt aus dem Arabischen und heißt ungefähr so viel wie „bis weit nach Sonnenuntergang aufbleiben und mit Freunden eine gute Zeit verbringen“ ...  kann man aber nicht so richtig übersetzen.“ antwortet der eher mittel-östlich Aussehende.

Eine paar andere Leute fangen an Tee an Passanten zu verteilen.

Ich will noch einen Blick durch die Scheibe ins innere werfen, da sehe ich einen Post-It:

"Morgen wieder!“

Weiter mit Folge 10


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