Der 20. April ist ja so ein Datum. Ein Datum, an dem viel hinterwäldlerisches Deppengezücht Fahnen hisst und es in einschlägigen Doppeltrottellokalen alle Gerichte zu 8,88€ gibt, zum Gedenken an den seltsam beschnauzten Scheitelträger, dessen schwer verwirrtes literarisches Werk grade unlängst in kommentierter Form erschien. Mein Krampf. Ernsthaft - ich meine, in das Buch muss jeder mal reinlesen. Nicht wegen der Erkenntnisse darin, sondern wegen der irren Menge an gequirlter Grütze in einem furchtbaren Gefasel und grausigem Stil.
Und jener Braunliebhaber aus Braunau am Inn, mütterlicherseits ein Schicklgruber vor dem Herrn, war VegetArier, angeblich nicht nur wegen des Wortlauts und der damit verbundenen Nähe seines bizarren völkischen Ideals, sondern zur Magenschonung und der Darmkrebsprophylaxe.
Wegen dieser Koinzidenz überlegte ich kurz in einem Anfall von komplett übersteigerter political correctness, ob es denn opportun sei, an einem solchen Tag ein vegetarisches Event zu zelebrieren. Hat man ja manchmal, solche Überlegungen, bei denen man dann beim Überlegen schon denkt "Was denke ich da eigentlich grade?" und kam dabei zu folgendem Schluss:
Na klar! Und nicht nur vegetarisch sondern vegan und zudem auch noch jüdisch/israelisch in einem völkerverständigenden Crossover mit arabischer Küche. So. |
ÜBRIGENS - für Freunde des überambitionierten Subtextes: Dieses Bild ist mit einem Aquarellfilter bearbeitet. Schweinelustig! (*öttel*)
Ich bedanke mich bei dem kleinen, aber ausgesucht fantastischen Publikum für die Partizipation und den ausnehmend schönen Abend!
Schauen wir mal auf die Teller.
Zum snackenden Start und als dippigen Aperitifbegleiter gab es zweierlei Hummus, klassisch und mit Avocado. Es folgten drei gecrossoverte Gänge mit begleitenden Alkoholika.
DER ERSTE GANG
Tabouleh mit Pinienkernen und GranatApfel, Baba Ghanoush, BohnenPü und geröstetes Fladenbrot |
Baba Ghanoush = Eine AubergienSesamCreme, bei der man als zentrales Element die Aubergine erst grillt, dann das Fruchtfleisch auskratzt und dieses mit Tahini (Sesampaste) vermischt. Eine Spur Knoblauch. Dann noch etwas mehr Knoblauch. Alles püriert und dann bereit für die Individualisierung durch Würzung.
BohnenCreme = Bohnen und Dipps oder Cremes daraus findet man in der arabischen und israelischen Küche häufig. Diese hier bekam ihren Charakter durch einen Hauch Vanille und etwas Ras el-Hanout Gewürz.
Dazu trinken wir einen sensationellen Weißwein - den Edelsatz von Philipp Kuhn, eine Cuvée aus 70% Gewürztraminer und 30% Riesling. Opulent, mächtig, trotzdem finessenreich und ein sauberer Begleiter zu den ganzen Gewürzen auf dem Teller.
Was für ein tolles Weinchen. |
DER ZWEITE GANG
Der Iman fiel in Ohnmacht. Tscholent! Gesundheit! |
Tscholent: Das ist ein urjüdisches Gericht, welches traditionell am Schabbat gegessen wurde und schon Freitags auf den Herd kam. Also langelange vor sich hin schmorte. Natürlich hat hier jede Familie ihr eigenes und alleinig richtiges Originalrezept. Eh klar. Traditionell schmoren in dem Gericht auch Fleisch und Markknochen - in meiner veganen Form sind statt dessen Süßkartoffeln mit drin.
DER DRITTE GANG
SchokoBaklavaStrudel, geröstete Nüsse, PassionsfruchtSchaum und MangoSorbet. |
Beim Dessert ging es mit weniger um Typizität, sondern eher um Leichtigkeit und Freiheit. Baklava, dieses super süße und siruptriefende Dingens aus Nüssen, allem Zucker der Welt, noch mehr Zucker und Teig, ist sehr mächtig. In diesem Nachtisch wurde die Butter durch wenig leichtes Zitronenöl ersetzt, der Sirup fast gänzlich weggelassen, der Zucker radikal reduziert und dafür mit kantegebender Bitterschoki angereichert. Der Passionsfruchtschaum war leicht prickelig angelegt und das Sorbet schön smooooth.
Hat mir großen Spaß gemacht und ich sehe noch weitere Ausflüge in die Küche des Orients.
Der nächste VeganWednesday ist am 22.06.2016 um 19:00 Uhr - Alle weiteren Infos gibt es HIER!