Freitag, 27. Januar 2017

Retroschmecktive: Ginflut 3 - Nachrufe

Die dritte Ginflut ist abgeebbt und sie hinterließ einen sehnsüchtigen Durst nach mehr. Mehr Gin. Mehr tolle Leute. Mehr ginseeliges Beisammensein. Und ... das sei gleich vorweg genommen. Die nächste Ginflut hat bereits einen Termin. Jawoll - Greifbar sie ist.

Aber zuvor werfen wir den obligatorischen Schmeck zurück auf den Gin, den die letzte Ginflut so hinterließ.

Das SubMotto war: "Nachrufe"

Die Idee: Wir setzen ausgewählten, just verschiedenen Ikonen ein Denkmal-Tryptichon bestehend aus einem GinTonic, einer Speise und einem würdigenden Text aus der Feder von KochKollegeKemmler, der mit seinen einfühlsam und sensibel-komischen Würdigungen gleichnamig ("Nachrufe") auf ausgewählten Bühnen unterwegs ist. Wer die Gelegenheit dazu hat: Anschauen und einen heiteren Abend voll schmeichelnd-schöner Melancholie genießen. Perfekt zur Jahreszeit passend!

2016 war für wegweisende und einflussreiche Künstler ein gefährliches Jahr, da wahrlich viele gingen. Schuld an dieser Welle der Jenseitsübertritte wahr Lemmy, der 2015 zur Weihnachtszeit, am 28. Dezember, das Dahinscheiden einleitete. Und wenn es den unzerstörbaren Alkminister Kilmister ins Jenseits ruft, einen Typ, der sich morgens mit einer Flasche Jack und einer Stahlbürste die Zähne putzt und dabei zur Zigarre gerne noch ein Kippchen raucht, dann folgen Schwächere logischerweise nach.

Wir begannen unsere Würdigungen mit dem Aperitif "Leia" und setzten darin Carrie Fischer ein kleines Denkmal, die am 27. Dezember 2016 mit gerade mal 60 den Weg zu Obi-Wan einschlug.

Der Gin: 
MOM - ein Spanier von González Byass, sanft, süß, voll und fruchtig, aufgegossen mit dem Goldberg Tonic und aufge-star-warst mit einem leuchtenden Eiswürfel. Möge die Macht mit dir sein, Carrie!

Danach ging es weiter mit dem ersten Gang: LEONARD
Am 7. November verklang das letzte Halleluja von Leonard Cohen. Unsere Würdigung war durchweg kanadisch.

Das Essen:
Poutine! Das kanadische Lieblingsfastfood besteht aus Pommes, Bratensoße und Käse. Ideal nach durchzechter Nacht oder vor 12 Stunden Waldarbeit.

Poutine für Fortgeschrittene
In unserer Variante kommen die Pommes als kleine getrüffelte Bratkartoffeln mit Emmentaler, getoppt mit einem kanadischen Wildlachs in AhornGlasur.

Der Gin:
UNGAVA, der gelbe Gin aus dem kanadischen Norden mit neben dem kanadischen Wacholder ungewöhnlichen Botanicals wie schwarzen Krähenbeeren, wilden Hagebutten, grönländischem Porst und Moltebeeren. Zu Leonard passend - ein Gin mit einem ganz eigenen Charakter, komplex, vielschichtig und harmonisch. Im Drink kombinieren wir den Ungava mit einem Schuß OrangeBitter, einem Eckerl Orange und gießen mit dem Fever-Tree Tonic auf. So long, Mr. Cohen!

kann man sich gut dran festhalten: Ungava Gin
Der zweite Gang: BUD
Am 27. Juni ging Bud. Carlo Pedersoli war nach meinem Dafürhalten einer der coolsten und beeindruckendsten Menschen überhaupt - nicht nur wegen seiner schier unglaublichen Vielseitigkeit (Schauspieler (was er selbst immer abstritt), Stuntman, Jurist, Politiker, Schwimmer und Wasserballspieler, Sänger, Komponist, Fabrikant, Drehbuchautor, Modedesigner, Erfinder, Musikproduzent, ...) sondern auch wegen seinem überaus entspannten Lebensmotto: "Futteténne!" (was soviel heißt wie "Scheiß drauf!"). Das Lebensmotto zeigte er grade und besonders bei seiner Schwimmerkarriere. Als der erste Italiener, der die 100 Meter Kraul unter einer Minute schwamm und der in den 50ern zweimal an den olympischen Spiel teilnahm, schaffte er es bis kurz vorm Startblock zu rauchen. Scheiß drauf! Das fordert eine Runde Extrawürdigung durch eine Zusatzportion Butter in der Polenta!

Das Essen:
Ein in Gin flammbierter Meatball ruht auf einer GinTomatenSoße an einer Polenta mit ExtraButter und einem Schuss Gin. Dafür gibt es etwas mehr Parmesan dazu.

Bud on a plate!
Der Gin:
Natürlich ein italienischer Gin, der unseren Hang zu schlechten Wortspielen im Namen trägt: BIG GINO. Dieser in kleinen Mengen destillierte Gin von Roby Marton ist schön weich und mild und spielt unglaublich gerne mit anderen Aromen. Mit dem Salbeiblatt und dem Mediterranean Tonic von Fever-Tree fängt er so gleich an um den Meatball herum zu tanzen und unflätige Lieder zu singen. Scheiß drauf! Cin cin, Signore Pedersoli!

Big Gino würdigt Big Bud!
Der dritte Gang: LEMMY & DAVID

Ich stelle mir manchmal vor, wie Lemmy und David, der Lemmy am 10. Januar 2016 folgte, gemeinsam mit ihren Lieblingsdrinks auf einer Wolke hocken, die Beine baumeln lassen, nach unten schauen und den Kopf schütteln bei dem vielen unnötigen Quatsch, den sie da sehen. Dann kommt Harald Juhnke vorbei und sagt: "Glück ist, leicht einen sitzen zu haben und keine Termine!" Die beiden nicken, Harald setzt sich dazu und die drei ordern an der Himmelsbar den nächsten Drink.

Das Essen:
Lemmy ist Pate für das Essen und da lösen wir uns vom Gin Tonic und bauen das LemmyLebenselexier ein: JackiCola. In der sensationellen Lemmy-Doku berichtet James Hetfield von Metallica, dass bei einem Backstage Besuch Lemmy fragte, was die Besucher trinken wollten, die Frage dann selbst mit "JackiCola" beantwortete und jeder bekam eine große Flasche Jack und eine kleine Dose Cola in die Hand. Rock'n'Roll, Baby!
Es gab 20 Stunden geschmortes Pulled Pork in WhiskyBBQMarinade, Bacon in ColaGlasur und SüßkartoffelPü mit einem guten Schuss Bourbon. Entspannt serviert im Buffet-Stil und so schnell verputzt, dass es das Gericht nicht aufs Foto schaffte.

Der Gin:
Für Sir David wurde es klassisch britisch. Der Barber's Gin ist optimiert auf Gin&Tonic. Nur wenige Botanicals machen ihn zu einem schön straighten und sehr Tonic-affinen Gin: Wacholder, Koriander, Thymian und Angelikawurzel. That's it. Wir gießen klassisch auf mit einem Schweppes Extra Dry Tonic und kickern ebenso klassisch mit Limettenspalte. Wir prosten euch zu auf eurer Wolke! Cheers, mates!

Der Barber's Gin im Kreise seiner Kollegen des Abends.
Das Dessert: PRINCE, SYMBOL, TAFKAP
Und alle drei kommen zusammen in einer Ginflut aus purpurnem Regen. PurpleRain³. Damit würdigen wir Mr. Prince Rogers Nelson, der am 21. April die Little Red Corvette ins Jenseits bestieg.

You don't have to be rich to enjoy that!
Das Essen und der Gin:
Auf dem Teller haben wir eine Schnitte vom NewYorkCheesecake mit einer Glasur aus violetter Süßkartoffel und BlueBerries. Dazu gibt es einen BrombeerJoghurtEspuma und ein BlaubeerFruchtPü. Der Gin dazu ist der nagelneue ILLUSIONIST aus der Klenzestraße in München. Knall-LilaBlau im puren Zustand chamäleont er sich mit Tonic zu über PurPur zu Rosa. Wir tonicen mit dem ElderFlower von Thomas Henry und geben noch ein paar Blaubeeren dazu. Und sagen: Always Purple, Mr. Nelson!

Neben den textlichen Würdigungen von Herrn Kemmler würdigten wir weiter beim begleitenden Soundtrack!



Wahrlich würdig, kuschlig melancholisch und schön die Seele balsamierend. Danke an all die Gäste, die dieser kerzigen Stimmung so schön zuträglich waren.

Ich hoffe, wir sehen uns alle am 11.03. um 19:00 Uhr im MEATINGRAUM wieder, wenn es das nächste mal heißt NACH MIR DIE GINFLUT - näheres HIER - oder einfach gleich zusagen per Mail.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Retroschmecktive: WeihBurtstagsparty

Mei, was soll man sagen ... wenn Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag fallen, dann kann es ja nur überirdisch werden. Wurde es auch. Es war sakralkulinarisch, kulturlecker und sphärisch-komisch. Ein wunderbarer Abend. Voll von Futter und Darbietungen von umwerfend talentierten Gästen. Das. War. Schön. Um da eins draufzusetzen müssen wir nächstes Jahr noch mindestens Ostern mit dazu nehmen.

Aber schmecken wir doch mal kurz zurück zum 19.12. im schon lange vergangenen Jahr 2016.

WeihBurtstag ... genau ... der MEATINGRAUM feierte feierlich seinen ersten Geburtstag (der ist am 1. November) ... und weil er die Feier aufgrund von Gründen in die festliche Weihnachtszeit legte, war es nur naheliegend, Weihnachten gleich noch festivitär miteinzufeiern. Und wenn man sich selber feiert, dann darf es auch mal ein bisserl üppiger sein, dachten wir und freuten uns deshalb auch schon lange vor auf dieses Festival mit Family & Friends.

Kulinarisch wollten wir nicht nur lecker sein, sondern auch die breite Peitsche der Gastrosophie knallen lassen - und so stellten wir das Dinner unter das Motto "The Circle of Life" ... was ja bei einer so aufgeladenen und genau eh doppelten Geburtstagsfeier ja fast schon das Allermindeste ist. Und dazu ergab es sich auch noch schicksalsfügig, dass sensationelle Gäste Darbietungen brachten, was die ganze Geschichte wahrlich zu einem kunterbunten Zirkus an Emotion und Gaumenfreude werden ließ. Achja!

Wir begannen das Dinner mit der GEBURT.

Auf diese stießen wir zunächst mit einem guten Schluck aus einer Jeroboam (das ist die kleine 3 Liter-Flasche) Champagner (ein Blanc de Blanc von Robert Moncuit) an.

Was passt zur Geburt besser als ein Ei? Und da das OnsenEi ja eine Art MEATINGRAUM-Signiture-Dish ist, bauten wir eben selbem ein Nest aus sautierten Pilzen und Ghee-geschwenktem BabySpinat. Und dazu dann noch 2 Wachtelkeulchen. Und Trüffel.

Das Nest
Herr Kemmler beim Hobeln ... (höhö)

Nach dem kleinen gschmackigen Auftakt hab es die erste kulturelle Einlassung von Herrn Kemmler selbst, der melvillesk dem großen Fisch der Literatur ganz neue Aspekte einharpunierte.

Herr Kemmler (performend), Publikum (lauschend)
Danach extrahierten wir den Korken aus der stilvollen Doppelmagnum Mele Kalikimaka von Markus Schneider aus der Pfalz. Ein bombiger Rotwein, prall gefüllt mit den Aromen reifer roter Beeren, dazu etwas Schoko, Tabak und Anklänge weihnachtlicher Gewürze. Ein Füllhorn voller Sinnesfreude.

Nach getaner Arbeit - der Rotwein im Gespräch mit dem Champagner bei der Analyse des Abends. Fazit: Kann man so machen. Danke, Jungs!
Der Hauptgang: Das GANSE Leben!

Ja. Was für ein Wortspiel. Hammer. Aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn man schlechte Wortspiele nicht raus lässt. Das gibt Blähungen, Mundgeruch und Migräne. Musste also aus gesundheitlichen Gründen sein ... sorry.

Beim Gänsegang wurden wir noch eine Subtexttiefe philosophischer. Denn im gansen Leben läuft ja nicht nur bei der Gans nicht immer alles so, wie geplant oder erwartet. Ständig passieren Dinge, die keine Gans je erwartet hätte und damit muss man dann auch irgendwie klar kommen. Wir lassen das Gericht erscheinen, wie ein klassisches deutsches Gänsegericht, verabschieden uns aber würztechnisch komplett von der Klassik. Die Gans marinieren wir koreanisch, in einer koreanischen BBQ-Sauce, gemischt mit Knoblauch, Soya- und Austernsauce und lassen sie bei kleiner Hitze im Ofen schmoren. Dazu gibt es ein mit Sake veredeltes rotes SüßkartoffelPü, ebenfalls leicht asiatisch angeschlagenes Blaukraut und ein EdamameGemüse. Jam!

Das Ganse Leben
So gestärkt ist Zeit für Musik. Und wie es der geplante Zufall wollte, war Christoph Theussl da und hatte seine Gitarre dabei, aus welcher er sodann auch Moritaten ("Die Moritat der zwei frittierten Katzen" ... wunderschön) und den Gassenhauer "Fleisch ist geil" erklingen ließ. Danke, Christoph!

Herr Theussl moritiert zu Katzen, Fleisch und Bienen.
Und es endet so, wie alles endet. Und es endet mit dem TOD als Dessert.
Der Tod kommt in Form eines PannaCottaSchädels auf einem SchokoCrumbleGrab und wird begleitet von einem Rosenmuskateller aus der Weinschmiede der österreichischen Süßweinspezialisten Kracher. Morbide und lecker.

Der Tod kommt süß!

Und damit war es das aber ja noch lange nicht. Ist ja schließlich WeihBurtstag. Nach dem Dessert gibt es noch ein weiteres Schmankerl und Schmankerl ist da fast schon ein kultureller Lapsus angesichts des da Dargebotenen. Der Kulturnachtisch wird serviert von Lisa Eckhart, die den Faust neu belebt. Hausaufgabe: Alles von Lisa Eckhart anschauen was das Youtubedinge her gibt und unbedingt hingehen, wenn es sie das nächste mal live zu sehen gibt.

Frau Eckhart, schon zum zweiten Mal im MEATINGRAUM, ohne Kafka, dafür umso mehr Goethe.
Wie wir alle wissen, ist es nach dem Tod nicht vorbei. Nach dem Tod kommt der Käse!

Es ist erst Schluss, wenn die dicke Frau gesungen hat und der Käse aufgegessen ist.
Und zum Käse gab es dann noch eine überraschende Würdigung vom PoetrySlammer Markus Berg, die den beiden MEATINGRAUM-Mützen Sven und Marc durchaus ein Tränchen der Rührung ins Knopfloch schießen ließ. Wir verneigen uns!

Zum Glück gabs von Stefan noch ein Schluckerl Whisky als Mitbringsel - Danke, Herr Heptner!

Wenn einem so viel Gutes wiederfährt ...
Schee wars rundum! 

Wir freuen uns auf jede Menge weiterer spannender Abende mit euch im MEATINGRAUM im Jahre 2017!

Und besonders spannend wird es ganz sicher bei unsere Abend im Bunker - "Yes we CAN" - ein Ernstfallsimulationsabend bei Kerzenschein mit Dosendelikatessen, selbst Eingewecktem und Leckereien vom Gaskocher. Am 28.01.2017 um 19:00 Uhr - Weitere Infos: HIER!