Mittwoch, 24. April 2013

SupperClub3 - Rock&Dine

OK!!!! VERSTANDEN!!!

Kein SupperClub wenn führende deutsche Ballsportvereine sich in einem Internationalen Wettbewerb gegenüber stehen.

Ich dachte ja jahrelang, dass es bei dieser Champignons League um irgendwas mit Schwammerl geht. Ein Pilzwettsuchen vielleicht? Hatte  auch nie verstanden, dass das so außerhalb der Pilzsaison stattfindet ... und dann auf einem Rasen, statt im Wald. Und dachte - vielleicht sind es sehr kleine Pilze ... und deshalb ist es sehr sehr schwer ... aber warum rennen die jungen Männer dann so ulkig angezogen rum, anstatt zu suchen ... na ... egal ...

Der nächste SupperClub findet nun statt am:

13.07.2013

20:00 s.t. Uhr

Thema: Rock&Dine


Jeder Gang ist durch einen Song, einen Künstler oder ein Album inspiriert und in einem Booklet wird dann am Abend selber alles erklärt und zusammengefasst.

Und DAS HIER ... DAS HIER ist der aktuelle Planungsstand der Menüs!


In den nächsten Wochen wird noch ein klein wenig mehr verraten, was das bedeuten könnte ... ohne aber alle Spannung wegzunehmen.

Freut euch über über ein hoffentlich ulkiges Happening.

JETZT RESERVIEREN!!


Mailt für Fragen und Reservierung an: info@vinaldi.de

Montag, 15. April 2013

Die Retrospektive von SupperClub2

Der 13.04. war der Termin zum zweiten vinaldischen SupperClub. Schön war es - zumindest aus meiner Perspektive des SupperClub-Veranstalters. Sehr schön sogar. Ich hoffe, die Gäste empfanden das ebenso. Vielen Dank an alle die da waren - ich hoffe, auch euch hat es Spaß gemacht und wir sehen uns bei einem der nächsten SupperClubs wieder!

Das Motto war: 


... Moderne Germanismen ... aha! ... hä? ... gemeint war damit, dass die Ideen zu den einzelnen Gängen aus der reichhaltigen Tradition deutscher Tisch- und Esskultur kam. Die Basisideen sind dabei zumeist denkbar simpel und wurden dann in einem meist weininduzierten Denk- und Kreationsprozess solange geremixt, bis das Ergebnis ausreichend gastrofunky klang ... wollen wir nun gemeinsam schwelgend durch die einzelnen Gänge tanzen ...

ERSTER GANG: SEKTFRÜHSTÜCK

Basisidee: Frühstücksei

Das Frühstücksei ist für mich ein Inbegriff des Frühstücks hierzulande. Ei - Ein integraler Bestandteil. Und das Ei ist zudem in meiner Wahrnehmung grade unheimlich hip in der kulinarischen Welt - dazu gibt es genau hier auch eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Ei.


Im Glas befindet sich ein bei niedriger Temparatur cremig gegarter Dotter (40 Minuten bei 80°C), unter diesem lauern Spinat, Erdnusscreme, ein Hauch Knoblauch und geröstete Pinienkerne - das alles tunkt man mit den krossen Toasstreifen genüsslich zusammen. Zum Frühstück gehört auch Marmelade - die gibt's hier auch in Form einer schön stückigen Zwiebelmarmelade flankiert von Büsumer Schinken.

Hier marschiert übrigens die Zwiebelmarmelade in Reih' und Glied.


Und was kam dazu in's Glas?

Der wunderbare Rieslingsekt von Nägele aus der Pfalz. Ein Sekt spritzig, elegant, frisch und trotz des trockenen Ausbaus mit schöner Frucht - es apfelt leicht und zitroniert zart. Schöner Kickstart in den Abend. Oder den Nachmittag. Oder eben zum Frühstück. Man trinkt ja viel zu wenig Sekt ...

ZWEITER GANG: ERBSESUPP (... und die Prinzessin auf der Erbse)

Basisidee: Erbsensuppe (ach! ... ach was !?)

- ja, doch! Erbsensuppe ist für mich auch ein Klassiker von deutscher Hausmannskost. Sie bringt an kalten Tagen ein Gefühl von Wärme in die Herzen. Sie stärkt nach einem harten Tag auf dem Feld. Und damit nicht genug: schön grün ist sie obendrein! Und grün ist die Hoffnung.


Im Flascherl findet sich die Erbsensuppe, verfeinert mit einem Schuss Gin und einem Hauch Sahne. Daneben entspannen sich kurz in Butter geschwenkte Zuckererbsenschoten auf einem bequemen Kissen aus Hummus - und darauf sitzt die Prinzessin: Eine Jakobsmuschel mit milder Currywürze. Die Curryaromen passen klasse zur Erbse, der Hummus ist fruchtig gehalten und die Orange darin spielt den Zuckererbsen in die Hände, wenn sie welche hätte ... also Hände ...

Und was kam dazu in's Glas?

Der Weg führte hier nach Süditalien, nach Kalabrien, zum Weingut Librandi. Der Critone besteht zu 90% Chardonnay und 10% Sauvignon Ein Rüssel voller exotischer Frucht bringt später auf der Zunge Apfel, Aprikose und ganz zart Mango zum Vorschein, bei stabiler Mineralik. Die mineralischen Noten passen sehr schön zur Erbse und die Frucht gut zu den Currynoten. 

Und by the way: Zuckererbsen sind einfach schöne Schoten!


DRITTER GANG: BAYUVARISCHES 2in1

Basisideen: Weißwurscht, Brezenknödel und Rahmschwammerl

Beim Durchdenken der deutschen Küchenklassiker bleibt es nicht aus, dass man über die bayrische Küche nachdenkt und da ist die Weißwurscht ein Klassiker. Und die klassischen Rahmschwammerl mit  Semmelknödel finden sich auch auf nahezu jeder Wirtshauskarte - und diese Klassiker habe ich zusammen mit Brezen und Senf in einen Hochgeschwindigkeitsauffahrunfall geschickt. Ungebremst.

Heraus kam: Weißwurscht im Brezenknödelmantel auf Speckrahmschwammerl mit einem Schaum aus süßem Senf.


Eigentlich ist die Weißwurscht ja ein Solist, der links und rechts nichts neben sich zulässt und sich dann auch noch die Zickigkeit gönnt nur vor 12 Uhr gegessen werden zu dürfen. Daran kann man sich halten, muss man aber nicht ... und was hier bei diesem Unfall entstand hat seine kulinarische Berechtigung und zeigt: Traditionen sind gut, sie bewusst zu brechen macht aber Spaß!

Und was kam dazu in's Glas?

Hierzu hab es Bier. Das Gourmet-Weißbier von den Weißbierfachleuten der Unertl-Brauerei. Ein würziges Fastenzeitbier, das mit seiner Stammwürze von 13,2% nicht zu malzig gerät und dazu gereichte Gericht schön samtig trägt.

"Gourmet-Weißbier" halte ich ja für einen recht depperten Namen. Da schwingt so was Pseudoelitäeres was mir nicht gefallen will. Aber mei - es ist ein saugutes Bier. 



VIERTER GANG: GESCHMORTES MIT KRAUT UND PÜ

Basisideen: Haxen, Kraut und Kartoffelpüree

Dazu muss man eigentlich nicht viel sagen. Das sind drei Bestandteile der deutschen Küche, die wohl auch in der ganzen Welt mit unserer Küche assoziiert werden. Meine Haxe ist vom Rinde und schmurgelte über 24 Stunden bei niedrigster Hitze in Rotwein, zusammen mit viel Gemüse, Zwiebeln und Knoblauch.


Dazu gesellte sich Speckkraut, kurz angebraten und dann ganz langsam in Gemüsebrühe gegart und zum Ende mit einem wönzigen Schlöckchen Sahne geadelt.


Zur Jahreszeit passend bekam das Pü eine Handvoll Bärlauch mit und wurde mit Bärlauchbutter in die Geschmeidigkeit gestampft.


Und was kam dazu in's Glas?

Wir kommen zurück zu Librandi und schenken den Duca Sanfelice ein. Der 100%ige Gaglioppo ist ein Wein für engagierte Aromologen, denn hier kämpfen beerige Waldfrüchte gegen machinelle Aromen, Leder und Gewürze – und wir sprechen hier nicht von "sowas wie Pfeffer“ – eher Garam Marsala. Fachleute sagen: Geiler Wein! Der Widerspenstige wird von der intensiven Soße mit den Aromen von Knoblauch und FLEISCH gezähmt.

FÜNFTER GANG: KÄSE

Basisidee: Obatzda

Gibt es was käseklassischeres als den cremig-würzigen Obatzda? Und beim Weiterüberlegen kam mir immer wieder "Romadur" in den Sinn. Zu Recht. Auch ein deutscher Käseklassiker. Insgesamt wurde daraus dann ein Romadurkäsewindbeutel an Obatzda mit Brezen-Chip, und begleitend dazu fand sich auf dem Käsetellerchen dann noch ein Trüffelcamembert und ein Bärlauchbergkäse.


Das man mit Brezen-Chips hübsche Türmchen bauen kann ist nur eine kleine aber interessante Randnotiz.



Und was kam dazu in's Glas?

Der Käsebegleitungsklassiker schlechthin, der nebenberuflich allerdings auch als Zigarrenbegleitungsklassiker und Dessertbegleitungsklassiker arbeitet. Ein Süßwein, der links wie rechts kann. Ein großer Tropfen. Der feurige Sizilianer Ben Ryé von Donnafugata. Zibibbo heißt die Traube, angebaut wird sie auf der pittoresken Insel Pantelleria vor Sizilien. Ben Ryé heißt „Sohn des Windes“ – wegen dem sanften Hauch der stetig über Pantelleria weht. Trockenobst, Feige, Honig und Kräuter feiern hier mit den Papillen Party. Genau das stand auch schon beim letzten Einsatzes dieses Killertropfens im Bericht zum ersten SupperClub. Ist bei sich selbst abschreiben auch ein Plagiat?

SECHSTER GANG: GERMAN KLEINIGKEITEN

Basisidee: German Kleinigkeit - das war ein Ausdruck aus der Raffaelo-Werbung. Und ich fand, dass das ein schöner Überbegriff wäre für Miniaturen von deutschen Süßspeisenklassikern. Dass sich, wenn man "German KleinigkeitW googelt auch direkt eine Galeri mit sehr bedingt erotischen weiblichen Oberkörperakten findet, die zum Beispiel Würstel aufgespießt haben ... ist reiner Zufall.

Unter den German Kleinigkeiten kommen hier folgende winzig zusammen: Bayrische Creme (angeberisch auch gerne "Bavaroise" genannt) im Weck-Glas, Miniapfelstrudel mit Cranberries, rote Grütze und ein winziger Gugelhupf.


Die Gugelhupfform schaut besonders ulkig aus, wenn man sie aus Reinigungsgründen auf Links faltet.



Und was kam dazu in's Glas?

SCHNAPS!! Jawoll! Und zwar ein urguter Haselnussschnaps. Und dieser Haselnussschnaps ist nicht nur deshalb toll, weil er mit seltenen 3 s in der Mitte glänzt, nein, er ist einfach ganz fantastisch haselnussig. pures Nutella für Erwachsene. Er nimmt Amaretto in den Schwitzkasten und gibt ihm solange Kopfnüsse, bis der sich selbst nicht mehr schmeckt. So geht Nussschnaps! Vielen Dank an die Brennerei-Fachleute von Liebl im bayrischen Wald.

Ja. Was gibt's sonst noch zu sagen? Mmmh ... Rezepte vielleicht ... ja ... ein paar Rezepte zu den Gerichten werden ganz sicher noch Nachwachsen - ich werde über ihr Erblühen dann informieren. 

Das nächste SupperClub-Thema ist schon beschlossen: Rock&Dine - jeder Gang wird von einem Song, einem Musiker oder einem Rockmusik-Subgenre inspiriert. Der Termin und das Menü sind grade in Arbeit und werden assapissimo kommuniziert.

SupperClub ... to be continued! ... 


Sonntag, 7. April 2013

ProWein - Tag 2

Soderlere - nun endlich die Aufarbeitung des zweiten Tages bei der ProWein 2013.















Tag 2 startete mit einer neuerlichen Expedition durch Deutschland und begann fast schon traditionell bei Clemens Busch und der Verkostung seiner aktuellen Phalanx an Rieslinggroßartigkeiten von steilen Moselschieferböden.

Der aktuelle Jahrgang kommt hier deutlich runder und fruchtbetonter in die blaue Flasche. Durchweg elegante Weine mit einem ewigen Nachhall, der nie langweilt und bei aller komplexen Frucht immer ein blitzsauberes mineralisches Gerüst mit frischer Säure mitbringt. Auch die Süßweine spielen in der Champions League und wie immer war das Probieren der durchweg charakterstarken Weine von Rita und Clemens eines der Verkostungshighlights und das schon zum zarten Beginn von Tag 2.

Beim weiteren Durchschreiten der deutschen Halle fiel auf: Auch deutsche Winzer entdecken zunehmend den Style beim Etikettendesign. Verrankte etikettale Altmode weicht mehr und mehr Design und kreativer Namensgebung ... und das nicht zum Schaden des Weins.

Der Cliffhanger - eine Gemeinschaftsproduktion junger Moselwinzer, die zusammen katastrophal zu bewirtschaftende Moselsteillagen beackern und erhalten und aus diesen einen coolen mineralisch-trockenen Steillagenriesling zusammengebaut haben.



Dann ging es auf eine kleine Rundreise durch das mir noch ziemlich unerschlossene Württemberg und ich bleibe bei Markus Bruker hängen, der seine Weine gleich in einem Verkostungsparkour aufgebaut hat, den ich bereit bin der Reihe nach durchzusüffeln.

 

Auch bei Markus Bruker und somit also auch in Württemberg zeigt es sich einmal mehr: Deutsche Weine können locker mit dem Rest der Welt mithalten. Die Rieslinge haben eine wunderbar knackige Säure ohne dabei sauer zu sein. Der Sauvignon Blanc ist so schön unprätentiös sortentypisch mit seinem frühen Stachelbeeraroma, der Grasigkeit und dem zarten grünen Apfel - den ganzen Tag könnte man den einfach so trinken und sich über die immer besser werdende Laune freuen. 

Und auch die Roten: Keine gaumenverklebenden Traditionsnerver, sondern modern interpretierte Klassik. So machen Trollinger und Lemberger tatsächlich Spaß. Beide vertragen es etwas gekühlt serviert zu werden und dann zu Fleisch ins Glas zu kommen. Gerne im Sommer. Gerne, wenn das Fleisch dann auch noch vom Grill kommt.

Top ist das weiß-rote gemischte Doppel Gretchen und Mephisto:


Das Gretchen ist eine feinsinnige Cuvee aus Sauvignon Blanc, Chardonnay, Grauburgunder und Riesling. Leicht zu trinken aber trotzdem facettenreich. Ein Wein zum Dranfesttrinken - aber auch zur Kombination zu Speisen geeignet - idealerweise zu welchen mit Fisch oder Krustentieren. Im Mephisto cuvieren Cabernet Sauvignon und Lemberger zu dunkelrotem Spaß im Glas. Sehr saftig. Sehr fleischig.  Sehr gerne zu Fleisch, solange es schön rot ist.

Nach einigen weiteren Württemberger Begegnungen, die verlangen, sich mit dieser Region mal intensiver zu befassen, geht es dann in die Pfalz und dort nach kurzem links und rechts mal probieren mehr oder eher viel weniger direkt zum Stand der gut miteinander befreundeten Winzer Markus Schneider und Thomas Hensel.


Verifizierende Schlucke durch das Gesamtsortiment beruhigen: Trotz zunehmender Prominenz und Verbreitung der beiden - die Weine bleiben hervorragend. Driften nicht in den Mainstream ab, behalten ihren Charakter und ihre Individualität. Schade ist, dass der Übermut, der weltbewegende Gemeinschaftsportwein der beiden jetzt nicht mehr Übermut heißt sondern "Hensel & Gretel Rot und Süß" ... WARUM? ... aber mei ... der Inhalt der Flasche bleibt hervorragend.

Nachdem die altbekannten Schneider-Weinchen soweit durch waren fiel der Blick auf einen Unbekannten ... na wer bist denn du?


HolyMoly -- ein Neuer im Portfolio von Markus Schneider. Und bis Dezember muss noch gewartet werden, bis dieser Tropfen zu ordern sein wird. Eine Cuvée aus Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Ein mächtiger Wein, der noch ein bisserl Ruhe gut vertragen kann. Die Tannine sind noch ungestüm aber es ist schon deutlich zu erschmecken, dass da ein großer Wurf auf Gläser wartet. Ob er die Lücke zu dem leider nicht mehr erhältlichen Masterpiece "Steinsatz" schließen können wird bleibt abzuwarten - in jedem Fall hat er das Potential ein richtig Großer zu werden. Komplex, schwer, ein Anflug Schokolade, jede Menge rotes Obst, lange Länge. Nicht ganz günstig. Richtung 35 Euronen Endverbraucherpreis wird er wohl kosten ... 

Und nun passierte, was eigentlich immer passiert: Der gefasste Plan kollidierte mit Realität. 

Der Plan: kurze Tour durch Spanien und den Rest des Tages Frankreich mit einem Schwerpunkt auf den Süden.

Die Realität: Kurzer Halt bei Neuseeland und komplett versackt in Australien.

Was ist passiert? Folgendes ...

So umherschlenderd schwof der Blick und streifte diesen Stand:


Und dann fokussierte der Blick auf den Namen des Weins ... dadada:


Ui!
Potztausend! 
Direkter Befehl an die Füße zu diesen Stand zu lenken und ein weiniges Gespräch mit dem einladend guckenden Mann starten. Dieser stellte sich alsbald als der Inhaber von "Supper Club Wines" heraus und er ziert sich mit dem epochalen Namen Alastair Picton-Warlow. Wir plauderten eine längere Runde über Supper Clubs und ich durchtrank seine Weinrange ... 4 an der knappen Zahl, Pinot Gris, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Pinot Noir. Alle sortenrein und typisch ausgebaut und alle gewollt und mit voller Absicht auf "easy to drink" gebürstet. Nette Weine, dochdoch ... aber eben nur nett. Handwerklich sehr ordentlich und auch wirklich leicht zu trinken, aber jetzt eben keine Weine, bei denen Entdeckertränen rinnen. Aber eine sehr sympathische Verkostung.

Und nach dieser sehr angenehmen Runde sagte mein Weinverkostungsplanungszentrum: "Wenn du schon mal hier bist, dann schau doch mal wieder bei den Australiern vorbei!" Und da ich schon mal da war, schaute ich bei den Australiern vorbei.

Start in Australien: Kongarilla Road



Ein sehr gelungenes uns schlichtes Etikettenkonzept - Das Etikett wird immer geziert von einem Blatt der Rebe, die in dieser Flasche als Wein erscheint. Die Weine schauen nicht nur eingeflascht gut aus, nein, auch im Glas ... und dort überzeugen sie dann auch Nase und Gaumen. Hat sich was mit überladenen, marmeladigen, übervanilligen australischen Weinmonstern. Nichts da! Allesamt sind hier von einer wunderbaren Ausgewogenheit im Spiel von Säure und Süße. Ein strammer Körper und immer eine sehr schön herausgearbeitete Eigenart der jeweiligen Traube. Die beiden Shiraz sind Urgewalten im Glas, aber nicht erschlagend. Die roten Beeren haben genug Raum um sich zu entfalten und etwas später gesellen sich Schokolade, Kirschen und Sahne dazu. 

Witzig: Der Terzetto. Eine Cuvée aus Sangiovese, Primitivo und Nebbiolo. Eine Mischung für die man Italien wohl fiesen Ärger bekäme. Was sich wie ein Sakrileg liest, macht im Glas Sinn und geht auf. Absolut ungewöhnlich erinnert diese wilde Mischung an die frühen Supertoskaner. Alle 3 Trauben bringen ihre Stärken gekonnt an die Papillen und es fühlt sich an, wie auf einer Geschmacksachterbahn bei welcher man die Aromen erst in Einzelloopings durchrast und sich am Schluss alle zusammenstürzen. Der Nebbiolo baut eine ordentliche Tanninstruktur und bringt gleichzeitig was Blumiges in den Wein, der Primitivo bringt schweres Obst mit, vor allem Pflaumen und der Sangiovese sorgt mit seiner Sauerkirschnote für die kitzelnde Säure. Und bei jedem Schluck findet man neue Geschmacksaspekte. Der sympathische Weinmacher Kevin O'Brien setzt auf ölologischen Weinbau und hat ein wunderbar stimmiges Gesamtpaket geschaffen.

Schön hier in Australien. Hirn und Gaumen sagen: Bleib doch noch ein wenig länger hier. Wenn die beiden das sagen ...


Ich durchtrinke die Reihe der ulkig etikettierten Killibinbins, die es leider auf dem deutschen Markt noch nicht gibt - in Schweden aber der absolute Renner seien - sagt der Mann hinter dem Tresen ... vermutlich jedenfalls, denn dem Schlag seiner Zunge nach steht und verkostet er dort schon länger. Gute Weine - aber etwas näher am australischen Klischee. Wuchtig und mächtig ... aber schön für Kamin und Winter.

Danach entdecke ich den Stand von Fox Creek. Das freut mich sehr, denn der rote Shiraz Sekt von diesen Herrschaften war vor ein paar Jahren ein echter Favorit von mir: Schwarzwälder Kirschtorte zum trinken. Super.  Mit Blubberbläschen. Und das auch noch mit dem irren Namen "Vixen".


Bitte jetzt keinen pubertären Witze oder Russ-Meyer-Wortspiele ... Danke! Füchsin!

Hier also eine schöne Gelegenheit auch mal den Rest der Weine durchzuprobieren.



 Auch diese Weine gefallen mir, bringen aber keine Begeisterungsstürme. Was mich nervt sind die gewollten Etiketten. Sie passen nicht zusammen und sind immer konsequent am Stil vorbei designed ... und dann sind sie auch noch falsch! Falsch ... na ... wem fällt es noch auf? Der Red Baron? Was soll das denn sein? Der Richthofen Manfred flog in einer roten Fogger DREIDECKER - der DR1. tststs ...

Ich ziehe weiter zu den Weinen von First Drop. Hier habe ich zuvor schon mal einiges probiert ... und war begeistert - und so auch dieses Mal.


First Drop verspricht nicht nur tollkühne Weine mit funky Cover Artwork. Nein, sie liefern auch top Qualität ins Glas. Und das mit einer oft überraschenden Experimentierfreude. Die beiden weinirren Betreiber Matt Gant und John Retsas spielen ganz entspannt mit Montepulciano, der portugiesischen Touriga National, Tempranillo, Barbera oder Nebbiolo - sie beherrschen aber auch sicher die australische Klassik mit Shiraz, Cabernet Sauvignon und Chardonnay. 

Die Weine - wie die grade verkostete "Mutterlinie": Mother of all Harvests, Mother's Milk, Mother's Ruin haben nicht nur coole Namen, sie schmecken auch mehr als überzeugend. Man schmeckt den Enthusiasmus - aber auch das handwerkliche Können. Hier kommt keine Überambition ins Glas sondern sehr stimmig komponierte Weine mit Schmelz und Charakter und sauberer Balance. Die Topweine von First Drop erscheinen unter der Linie Fat of the Lamb ... hier kommen lagenreine Shiraz in die Flasche die Ihresgleichen suchen. 

Nach dieser intensiven Runde war es plötzlich Abend und der Messebesuch neigte sich dem Ende ... links und rechts wurde noch ein kleines Verkösterchen mitgenommen aber in der Mitte war der Blick klar nach vorne gerichtet:


Prost!