Samstag, 21. März 2020

Heute in einem Jahr - Folge 2: 21.03.2021

Es ist 9:30 Uhr als heute morgen das Fenster erscheint ... deutlich später als gedacht ... aber ich war auch erst deutlich später im Bett. Ich wurde hart wach gehalten ... von Netflix ... KINGDOM hat mich sehr vereinnahmt. Da hatte ich bisher einen Bogen drum gemacht ... ich meine ... asiatisches Mittelalter-Martial-Arts-Zombie-Drama ... geht's noch? Aber irgendwie dachte ich, dass mal Reinschauen ja durchaus riskiert werden kann ... in diesen verrückten Zeiten ... und dann traf die Erkenntnis: Jawoll! Geht! Geht gut! ... und so wurde es eben später ... und irgendwie dachte ich dazu außerdem ... Platz im Schnaps-Schrank schaffen wäre auch mal sinnvoll  ... und so trank ich Whisky-Norgerl aus ... Wahnsinn wie viele Norgerl das waren ... während ich abschweife schweift mein Blick über die lange Phalanx leerer Flaschen ...

Das Fenster erschien plötzlich in dunkelstem Schlaf. Und es klebte wieder ein Post-It dran, auf welchem folgendes stand:


"Da bist du ja endlich! Ganz schön spät ... aber ok ... schau durch. Du siehst den 21.3.2021 ... das ist ein Sonntag.
Dein Future-Du"

Und so schaue ich durch das Fenster. Und ich sehe eine sonnige Münchner Innenstadt. Menschen kaufen entspannt ein oder sitzen vor Cafés und Restaurants. Es wird geschlendert. Geratscht. Gelacht. ... aber da stimmt doch was nicht!

Moment. Menschen kaufen ein? An einem Sonntag? In Bayern? Das gibtsjawohlnicht!

Ich habe das Gefühl, dass mich jemand vom Fensterrand anstupst und so schaue ich zum Fensterrand und sehe dort einen neuen Post-It ... einen größeren dieses Mal.


"Doch, das gibt es. Während dieser Corona-Situation wurden doch zuerst die Öffnungszeiten für Supermärkte gelockert ... ist das schon soweit oder kommt das erst noch bei dir? Dann kamen diese ganzen Bleib-Daheim-Geschichten (Sinnvoll übrigens! Und JA! ... verdammt BLEIB DAHEIM!! Also bleibst du ja eh, ich wollt's nur nochmals sagen!)

"Das ist so ich!" denke ich und grinse

 Ja, ganz du ... jetzt unterbrich mich doch bitte nicht

"Tschuldigung!"

... macht ja nix ... also ... wo war ich ... genau ... in der ganz harten Phase der Bleib-Daheim-Geschichten hatten die Supermärkte dann 24h offen.  Man musste dann im Vorfeld Einkaufszeit online buchen und durfte nur in einem bestimmten Zeitfenster in den Supermarkt - zur maximalen Kontaktvermeidung. Als dann die Virus-Ausbreitung im Griff war und das mit der Immunisierung erstaunlicherweise gut geklappt hatte, wurde das Leben wieder hoch gefahren. Da hat man dann, auch um die Wirtschaft wieder anzukurbeln diese Öffnungszeiten nicht nur beibehalten, sondern gleich das gesamte bescheuerte Ladenschlussgesetz mit abgeschafft. Das hat sich als ziemlich clevere Idee heraus gestellt. Der Einzelhandel hat richtig Gas gegeben und sich wieder um echten Service gekümmert ... nach dieser ganzen Ich-Lass-Mir-Jeden-Scheiß-Nach-Hause-Liefern-Phase (und die fing ja schon lange vor Corona an) hatten die Menschen wieder richtig Lust auf Interaktion und echte Beratung ... das hat sich hervorragend miteinander vertragen und es kam zu einem richtigen Boom und vielen kleinen und neuen Geschäften.
Viele verkaufen das, was sie sich in der Wir-Dürfen-Das-Haus-Nicht-Verlassen-Phase ausgedacht, erfunden, gebastelt, getöpfert oder was auch immer haben. Da sind echt sehr coole Sachen dabei!
Und die Straßen sind seit dem auch nicht mehr so nervtötend mit Lieferfahrzeugen voll geballert." 

Das klingt ja vielversprechend ... dann wäre dieser Corona-Wahnsinn ja für irgendwas gut gewesen.


"War er!"

Ich will diesen bizarren Post-It nochmal lesen, auch um zu überprüfen, ob der Post-It tatsächlich mit mir "gesprochen" hat ... aber er ist weg.

Noch einen Blick will ich durch das Fenster werfen, aber es ist wieder zu - ein neuer Post It hängt dran:

"Morgen wieder!"



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