Samstag, 18. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 24: 18.04.2020

Eine sehr seltsame Nacht. Unruhiger Schlaf und unruhiger Puls. Ich träume folgerichtig sehr seltsame Dinge und das auch noch monothematisch.  Ich träume von Klöppel-Kollektiven, die bunte Masken mit - ja logisch – geklöppelten Spitzenapplikationen herstellen. Von Masken-Tausch-Börsen. Von Modeschauen mit Masken. Von einem Maskenschwarzmarkt hinter dem Hauptbahnhof. Von Maskennazis, die Leute denunzieren, die keine Maske tragen, und gleichzeitig ihre Maske nicht über die Nase gezogen haben und seit einer Woche dauertragen. Von Germanys Next Top-Maskenträgerin. Das Magazin „MASK – Masken für Männer“ wählt den Maskenträger des Jahres, lese ich auf dem Umschlag. Ich blättere rein, um zu sehen, welchem Promi diese Ehre zu Teil wird und sehe auf der Seite mit dem Bericht dazu einen Post-It, genau auf dem Kopf des Ehrentitelträgers ... verdammt ... :


"Ahoi! Grüß dich! Letztes Mal war der Blick ganz schön abenteuerlich, was? Also kurze Erklärung dazu: Das was du siehst, ist immer eine simulierte Realität, von dem was passieren könnte. Wir haben eine ziemlich rechenstarke KI, die ständig aus dem, was jetzt grade bei euch passiert mögliche alternative Zukunftsszenarien baut. Die KI liebt es mit dem Butterfly-Effekt zu spielen und in die Simulation Entwicklungen einzubauen, mit denen keiner rechnen kann. Anders gesagt: Die KI lässt gerne Schwarze Schwäne schwimmen. Noch anders gesagt: Aus vermeintlichen Nichtigkeiten können irre große Dinge entstehen. In der Simulation hat es in Markus Söder einen Schalter umgelegt, als er bei einer politischen Veranstaltung im Freien sehr zufällig zusammen mit Robert Habeck und Cem Özdemir auf einer Bühne saß, als ein Gewitter los platzte und sich ein Regenbogn über die Szenerie spannte. Da haben die Butterfly-Effect-Subroutinen der KI irgendwie einen Kreativschub bekommen. Ist diese Zukunft wahrscheinlich? Nein! Ist sie vollkommen unmöglich? Keine Ahnung!

Manchmal sind die Simulationen, die du siehst sicher möglicher und manchmal eher unwahrscheinlich – aber in dem was du siehst, siehst du Entwicklungsrichtungen, in die es gehen kann. Du siehst, dass Dinge besser werden können. Das werden Sie aber nur, wenn alle, die wollen, dass die Dinge nicht so bleiben, wie sie sind, Energie darauf verwenden, eine bessere Zukunft zu denken und die Arbeit an ihr zu beginnen.

Deshalb zeigen wir dir und den Anderen diese Fenster in die Zukunft!“



„Den Anderen? Wie? Die Anderen?“ frage ich.


"Hast du gedacht, du bist der Einzige, der diese Einblicke in die Zukunft bekommt?“


„Ja schon!“ sage ich, muss mir aber eingestehen, dass ich da eigentlich noch nie darüber nachgedacht habe.



"Sorry, wenn das jetzt vielleicht enttäuschend ist – aber es gibt mehrere Menschen, die solche Post-Its bekommen – du wirst verstehen, diese KI war sauteuer ... und da müssen wir die Informationen entsprechend breit distribuieren – sonst gibt es Ärger mit der Buchhaltung.“


„Du meinst also, dass die Post-Its nur eine wirklich sehr krasse ... und coole ... gebe ich zu ...  Art von zukünftigem Social-Media-Influencer-Marketing sind?“


"Aber überhaupt nicht. Das ist viel größer und wichtiger – es soll euch motivieren, eure Welt in eine bessere zu verwandeln und euch zeigen, dass das gar nicht so schwer ist!“


„Du meinst damit so was wie Social-Media-Influencer-Marketing?“



„NEIN! ... vielleicht ein bisschen ... but in a good way! Ihr MÜSST einfach anfangen, den ganzen Schwachsinn in eurer Welt in den Griff zu bekommen.“


„Was soll das denn heißen?! Was passiert denn sonst?“


„Das willst du glaube ich gar nicht wissen! ... Erkläre ich dir aber noch – aber ein anderes Mal. Ich bin jetzt mit dem Pandimensionalen Rat erst mal eine Woche in Klausurtagung. Wir haben viel zu besprechen. Die Oktopoden und das Nanobot-Kollektiv fangen an zu kollaborieren, das gefällt den Militaristen von D4 gar nicht – und das könnte gefährlich werden.
Kümmere dich in der Zeit um dein Kochbuch – die Deadline rückt näher!“



„Alles im Griff!“ denke ich leicht bockig und denke dann weiter an die noch ungeschriebenen Kapitel. Wer sind denn jetzt auf einmal die Militaristen von D4? Dass ich über die Oktopoden und das Nanobot-Kollektiv schon gar nicht mehr weiter erstaunt bin, erstaunt mich.

Ich greife zum Wasserglas und möchte auf diese Flut irritierender Informationen erstmal einen Schluck Wasser:

Am Glas hängt ein Post-It:


„Wir lesen uns in einer Woche!“





Donnerstag, 16. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 23: 16.04.2021

Einfach irre stabil gut geschlafen. An einen Traum kann ich mich so recht erinnern. Irgendwie ging es diffus um Hefe. Glaube ich. Jedenfalls hab ich schlag genau 7einhalb Stunden geschlafen und wurde genau 5 Minuten vorm Weckerterror wach. Bei mir passt die Erkenntnis der Somnologie, dass der Mensch in statistischer Häufing in ungefähren 90 Minuten Rhythmen schläft ja wie Podex auf zylindrisches Gefäß ... wenn ich meine Nachtruhe in 90-Minuten-Rhythmen plane, bin ich viel fitter. Das heißt: Schlafe ich 4,5 Stunden, dann bin ich viel fitter, als wenn ich 5 Stunden schlafe ... klingt komisch, ist aber so ... ist aber jetzt genauer betrachtet so spannend nicht. Tschuldigung. Ich wache also vor meinem Wecker auf, möchte ihn grade leicht triumphierend ausschalten, als ich den Post-It am Wecker sehe:



"Shalöminger! Es ist Freitag, der 16.4.2021. Die Zukunft bleibt doch turbulent – grade ist im pandimensionalen Rat viel los und ich bin leider in vielen Konferenzen eingebunden. Deshalb klappt es grade nicht mit dem täglichen Zukunftsblick. Sorry! Ich gebe dir dazu demnächst mal einen Lagebericht, wenn wir hier selbst klarer sehen. Wir müssen aber noch einige Szenarien durchspielen. Das Nanobot-Kollektiv will härter Durchgreifen, die Delphine mahnen zum Vorgehen mit Augenmaß ... ich weiß, das sagt dir grade noch nichts ... aber das kommt schon noch.
Dein Future-Ich“


„Shalöminger? Echt?!“ frage ich mich und frage mich, warum ich mich gerade das zuerst frage, liegt doch noch viel viel mehr Fragwürdiges in diesem Post-It-Inhalt ... während ich mich noch so vor mich hinfrage sehe ich den zweiten Post-It mit einem gezeichneten Fenster. Diese Technik scheint sich zu etablieren. Ich schaue hindurch.

Und ich sehe schon wieder mich, wie ich im Wohnzimmer stehe. Es laufen Nachrichten und ich bügele. Ich bügele? Das sind doch Fake-News! Ich bügele nicht! Die Hinterfragung dieser Situation muss ich mir aber für später aufheben, denn ich schaue auf die Nachrichten.

Es spricht Markus Söder, laut Bauchbinde „Bundesminister für Shutdowns, Lockdowns und irgendwie väterlich klingende Ansprachen in Herausforderungssituationen (parteilos)“. Er schaut anders aus. Trägt Jeans und ein T-Shirt mit einem Hanfblatt in Regenbogenfarben, hat die Haare etwas länger, trägt Bart und wirkt entspannt. Und: parteilos?! ... Whaaaaat?? ... glitzert da ein Ohrring? Er spricht:

„ ... können wir middeilen, dass die Shaddaun-Maßnahmen wie geblahnt heude auslaufen und ab heute alles wieder wie gewohnt läuft. Wie wir ja vorher schon gsacht ham, war der Shaddaun eine Prophylaxe wegen des Verdachts eines neuen Ausbruchs – das konnten wir aber alles subbä eindämmen, weechen der frühzeidichen Maßnahme und der dollen Midarbeit der Bevölgerung. Ich bin ma sicher,  alle Bedrroffenen hadden eine gude Zeit und ham wie immer des Beste draus gmacht. Wie immer freun mir uns über Feedbacks, Wünsche und weidere Anreehchungen wie wir die nächsten Shutdownn-Siduationen wieder für euch obdimieren können.
Jetzt wünsch ich euch noch einen schönen Frreidaach und ein sonniches Wochenende.“

Damit tritt er zurück vom Mikrophon, gibt Robert Habeck einen innigen Kuss und die beiden gehen Hand in Hand weg.

Ok. Was!? In!? Aller!? Welt!? Ist!? Heute!? Los!? Alter!?

Ich schaue vom Fernseher auf mein bügelndes Ich. Seit wann trage ich denn Pyjamas? Der Blick schweift vom beschlafanzugten Bügel-Ich in den Garten, über die Hochbeete, zum kleinen Minzgarten und ich bekomme Lust auf einen Obstsalat mit frischer Erdbeerminze. Schon wieder! Schon wieder komisch! Ich schaue auf ein Minzbeet und denke nicht zuerst „MOJITO!!!“??

Spätestens jetzt ist vollkommen klar: Der heutige Blick in die Zukunft muss mit Vorsicht genossen werden. Ich sehe Anzeichen dafür, dass hier Verschiedenes nicht stimmt. Nicht stimmen kann! Aber hey: Du musst das Unmögliche träumen um das Mögliche zu erreichen!

Mein Blick zoomd zurück ins Wohnzimmer durch die blitzblank frisch geputze Scheibe (!).

Da hängt ein Post-It:


„Morgen wieder!“

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Montag, 13. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 22: 13.04.2021

Nach einem Detox-Tag mit Tee, Wasser und Salat war ich um 23:00 Uhr im Bett – und dank erneuter langer Radlrunde all along the Isar war ich auch wahrlich veritabel müde in die Decken gesunken. Aber meine Herrn, was hab ich für einen irren Krempel geträumt. Ich träumte von einem größenwahnsinnigen Hamster, komplett orange, der vor laufender Kamera übte, wie man das Medikament REMDESEVIR ausspricht. Einmal war er ganz nah dran, aber zumeist klang es wie eine Mischung aus Remidemmi und Reservoir, ausgesprochen von einem betrunkenen 4jährigen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Dazwischen hängt er relativ unzusammenhängend und wirr Superlative aneinander. Dann lobt sich der Hamster noch ungefähr 3 Minuten lang selbst, etwa dafür, dass es an ihm liegt, dass es jede Nacht so fantastisch und wunderschön dunkel wird und dafür, dass dank ihm noch nie so stabil ein Montag auf einen Sonntag folgte – und das zu Ostern. Und dann stelle ich fest, dass der Hamster Präsident der USA ist. Verrückt ... als ob sowas möglich wäre.

Dann sehe ich an dem Mikrophon, in das der Hamster faselt, einen Post-It:

"Grüß dich! Es ist Dienstag, der 13.4.2021. Die Zukunft hat sich etwas stabilisiert und es ist grade wieder möglicher, dass das, was du gleich siehst passieren könnte ... auch, wenn das Nanobot-Kollektiv da so gar nicht dran glaubt ... aber bitte ... bleibt dran.
Viele Grüße – Dein Future-Ich“


Ich sehe mich selbst auf der Couch beim Schauen der Nachrichten. Es spricht ein intelligent aussehender, professoral wirkender Mann, sympathisch ... ich kenne ihn nicht ... aber die Bauchbinde verrät: Das ist der Bundesbildungsminister von der Partei DIE PARTEI und er ist grade dabei über die Bildungsreform zu sprechen:

„ ... haben wir ja gesehen, dass wir in den Klassen, die wir nach dem ersten Shut-down im letzten Jahr wieder in die Schulen gelassen haben, um ein vielfaches bessere Ergebnisse gesehen haben. Nicht zuletzt liegt das daran, dass wir damals die Klassengröße auf maximal 15 Schüler begrenzt haben. Das Rollen wir jetzt flächendeckend aus zusammen mit der Nachvorneprügelung des Systems der elektronischen Möglichkeiten in der Kooperation mit Estland und Südkorea. Da kamen wir in echter Rekordzeit auf einen dem heutigen Stand der Technik würdiges Maß. Deshalb sprechen wir hier auch von einer Nachvorneprügelung und nicht von einer Modernisierung, das wäre viel zu wenig gewesen.

Als Teil unseres jetzt richtig Fahrt aufnehmenden Konjunkturprogramms „BILDUNG!“ zusammen mit allen anderen Ländern der EU, bis auf Ungarn ...

(*hier sieht man ihn ehrlich traurig den Kopf schütteln*)

... setzen wir genau darauf. Auf Bildung. Alle Studien und Tests, haben gezeigt, dass das reine Eintrichtern von Faktenwissen in den Bildungseinrichtungen ein beknackter Irrweg ist und schon immer war – spannenderweise arbeiten wir auch hier zusätzlich mit Südkorea zusammen, die beginnen das genauso zu sehen.

Wir trauen uns einen Weg zu gehen, der vom theoretischen Ideal eigentlich ein alter Hut ist, den sich aber bisher noch niemand getraut hat zu gehen: Wir wollen, dass es endlich wirklich um Bildung geht. Ha – und das stimmt nicht. Das mit dem „wollen“ ... das ist so ein Wort, das meine Vorgänger dauernd benutzt haben. Erinnern Sie sich noch? Wollen?! Pft! Wir haben Wollen ja schon in unserer Regierungserklärung zum Ulf-Wort ernannt und im politischen Sprachschatz geächtet ... und immer wenn ein Kollege im Bundestag von „wollen“ spricht, dann darf er mit Papierkügelchen beschossen werden. Und das ist auch gut so!

Also zurück: Wir wollen das nicht – Wir haben dafür gesorgt, dass das genau so umgesetzt wird! „Wissen“ Das wird schon noch vorkommen – aber eben als kollaterales Ergebnis der Erkenntnisse, welche die Schüler bei der Beschäftigung mit für sie relevanten Dingen gewinnen. Im Zentrum steht die Persönlichkeitsentwicklung. Es geht darum Neugierde zu entwickeln und die Schüler dahin zu bekommen, dass sie unterstützt aber selbständig herausfinden, was sie denn interessiert, wo ihre Talente liegen und mit was sie ihre Zeit verbringen wollen. Hier darf das Wort verwendet werden: Wollen!

Wie schon bei der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens haben wir gesehen, wie kaputt und falsch das Bild über die Menschen, über die Bürger in den Köpfen der Politik und der Wirtschaft war. Wir haben gesehen, dass diese befreienden Maßnahmen enorm viel Intelligenz und Kreativität freigesetzt haben. Natürlich gibt es auch Menschen, die lieber zuhause bleiben und möglichst wenig tun ... aber wir sehen auch: Das werden immer weniger! Und so wird es sich auch mit den Schülern verhalten. Wir werden sehen, dass es keine Notwendigkeit dafür gibt, Kinder und Jugendliche in Rekordzeit durch ein uniformes und kaserniertes Schulsystem zu prügeln. Die Bildung ist dann abgeschlossen, wann sie es ist – nämlich hoffentlich nie! Den genauen Umbauplan können Sie auf unserer Website nachlesen oder sich interaktiv erklären lassen. Natürlich können Sie auch ihr Feedback dort hinterlassen. Ich verweise zudem auf  Pressekonferenz zusammen mit den beteiligten Mitgliedern des europäischen Bürgerrates – heute Abend. Achja – an alle Teile des Landes, die grade noch im Lockdown sind: Viel Spaß bei den letzten Tagen! Macht was Tolles!“

Der Minister verabschiedet sich und ich schaue geplättet auf den Fernseher.

Da hängt ein Post-It


„Morgen wieder!“

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Erdnüsse1000 - Die ersten 19 Exponate





















Sonntag, 12. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 21: 12.04.2021

Nach der eindrucksvollen Arschtritt-Ansprache von meinem Future-Ich ging ich gestern Abend nach einem kleinen Sportprogramm ins Bett. Mich freuend auf einen sonnigen Ostersonntag ... aber auch nachdenklich mit einem brodelnden Tatendrang westlich vom Rückenmarc (den muss ich euch mal irgendwann vorstellen, den Rückenmarc ... den hat kürzlich meine BFF (sagen das die Kids noch?) entdeckt ... ist so ein Typ, der im toten Winkel wohnt, sich nie blicken lässt und in den unpassendsten Situation vollkommen deplaziert dazwischen quatscht ... aber mehr dazu vielleicht ein anderes Mal) ging ich schlafen. Komischerweise träumte ich wieder von einer Ausstellung – sie hieß „Erdnüsse1000“ und zeigt 1000 Bilder in Mischtechnik, in welchen sich Snoopy und Charly Brown am See sitzend unterhalten (KLICK HIER! HIER GIBT ES EINEN EXKLUSIVEN EINBLICK IN DIESE FASZINIERENDE BILDERWELT). Beim schlendern durch die sehr ansprechend kuratierte Ausstellung bleibe ich staunend vor diesem Bild stehen:




„Stylisch gemacht, Future-Ich!“ denke ich.

"Danke! Viel Spaß bei dem heutigen Blick.
Dein Future-Ich.“


Ich sehe ein Paar, das im Wohnzimmer eine sehr schön bepflanze Wand hat. Indoor-Farming! Offenbar heißen die beiden Sabine und Paul. Sabine hat diverse Kohlarten von der Wand geerntet und ist grade dabei Kimchi anzusetzen. Und das mit ebenfalls selbst geerntetem Chili. Gelbe Vogelaugen-Chilis. Cool! Indoor-Farming UND Fermentation! Sehr cool! Paul bastelt versiert an einem schicken kleinen Kühlschrank rum.

„Das Filtersystem im Fermentationsschrank habe ich jetzt glaube ich soweit, dass da nichts mehr raus müffelt.“

Sabine und Paul haben angefangen bestehen Systeme für Indoor-Farming zuerst zu tunen und zu erweitern und dann ein eigenes System entwickelt, dass sich perfekt in Wohnungen individuell anpassen lässt, angeschlossen an ein Regenbewässerungssystem skaliebar kombinierbar mit einer Biogas-Kompost-Anlage. Zusammen mit dem, was sie in ihrem kleinen cleveren Garten selbst und zusammen mit den Nachbarn in den öffentlichen Gärten drumherum anbauen sind sie fast komplett selbstversorgend.

„Wir haben nur noch 4 Tage Shutdown! Schaffst du es bis dahin die Dichtung vom Schrank fertig zu bekommen? Dann können wir auch da die Patentierung angehen“ fragt Sabine.

„Das sollte klappen – verdammt, dieses Mal rast die Zeit echt nur so durch!“ sagt Paul.

Ich bekomme Hunger auf was Koreanisch ... mh ... Bibimbap zum Abendessen? Mit Kimchi-Pancakes? Sehr vorstellbar!

„Wenn der Fermentationsschrank fertig ist, dann kündigen wir aber endlich endgültig!“ sagt Sabine und Paul nickt eifrig.

Der Blick schweift aus dem Wohnzimmer heraus und wechselt in rasantem Flug in den Blick einer Drohne, die über die Isarauen fliegt. Das Wetter ist gut und relativ viele Menschen sind draußen – sie halten Abstand zueinander, grüßen sich aber freundlich und sind entspannt. Kleingruppen machen Yoga. Sonnenbaden ist wohl bei dieser Runde auch wieder ok. Die Drohne fliegt vorbei an einem großen Infoscreen auf dem steht: „LOCKDOWN - Viel Spaß bei den nächsten 4 Tagen! Entspannt euch! Rettet die Welt! Schlaft aus! Lernt Kopfstand!“ – oben in der Ecke des Infoscreens sehe ich einen Post-It:


„Morgen wieder!“ 

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Samstag, 11. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 20: 11.04.2020

Wenn heute wieder kein Post-It auftaucht, dann hänge ich selber einen an den Wecker. Hey: Future-Ich ... Haaaaaallo!!! Auf den Post-It werde ich schreiben: „Jemand da?“ Das habe ich mir am gestrigen Karfreitag-Abend ganz fest vorgenommen. Es gab Steak vom schottischen Weiderind, vom Grill ... als Surf’n’Turf mit Lachs ... wegen Karfreitag. Ganz gespannt auf das, was der morgen bringen würde, ging es in ein herrlich einladendes und frischbezogenes Bett. Ich träumte von einer Ausstellung im Haus der Kunst „Die Fenster im Wandel der Zeit“ und einer zweiten Ausstellung, einem Special: „Post-It-Art – zwischen Bürolangweile und Pixel-Kunst“. Nach dem Besuch der beiden Ausstellungen flanierte mein Traum-Ich vorbei ein Schaufenstern und landete schließlich vor dem Hut-Geschäft mit dem Schild „HUTEREI – Dinge für den Kopf!“. Mein Traum-Ich will grade in den Laden – da klingelt der Wecker wie er soll um 08:00 Uhr. Kein Post-It.

Wie ich mir es gestern Abend vorgenommen habe male ich ein Fenster auf ein extra großes Post-It (natürlich ein gelbes) und schreibe darunter: „Jemand da?“

Nach einem kleinen Frühstück (Pistazienkuchen, lecker!) und einem Kaffee machen wir uns auf zu einer großen Isar-Erkundungs-Radtour und finden neue Wege entlang des Isar-Hochufers. Die Spaziergänger, Jogger, Radler ... ich bin ziemlich begeistert: Menschen machen einander Platz, grüßen sich, halten Abstand. Ich sehe keine Gruppen über 2 Personen. Ich verstehe zwar nach wie vor nicht, warum ein alleine radelnder Mensch eine Maske aufsetzt ... und sie dabei nicht mal über die Nase zieht ... und ich verstehe nicht, warum ein alleine radelnder Mensch bei dieser Tätigkeit Einmalhandschuhe trägt. Da es sich bei diesen beiden Personen aber um die selbe handelt, habe ich einen Verdacht und beschließe mich nicht über kreative Ausnahmeleistungen am Rande des IQ-Horizonts zu wundern, sondern mich lieber über die ansonsten herrschende entspannte Disziplin zu freuen. Das mit dem Abstand klappt am Flaucher-Standel bei dringend notwendiger Durstlöschung und zum Belohnungs-Würschtel, das klappt auch beim Belohnungs-Eis beim GELATOBI an der Tierparkbrücke (super Eis!). Die kontrollierende Polizeistreife nickt den in mehr als ausreichendem Abstand sitzenden Eisessern freundlich zu und holt sich dann selbst ein Eis.

Nach rund 4 Stunden Rumgeradel samma wieder dahoam und ich beschließe einen kleinen Mittagsschlaf einzulegen. Nichts geht über Mittagsschlaf. Seit ich so viel Zeit in meinem Zimmer verbringe habe ich mir angewöhnt, das Bett IMMER nach dem Aufstehen zu machen. Riesen-Entscheidung. Echt! Das ist ein Game-Changer! Egal wie scheiße ein Tag läuft, du kommst am Abend immer in ein frisch gemachtes Bett und das ist was ganz tolles.
Ich stelle den Wecker auf 20 Minuten – beste Powernap-Zeit. Da sehe ich es: Der Post-It ist weg. Ich schaue, ob er irgendwie runtergefallen ist ... aber ist er nicht. Mein Post-It an mein Future-Ich, der, den ich wach heute Morgen geschrieben habe ... der ist weg. Wow!

Oder hatte ich den am Ende gar nicht geschrieben? Ich schreibe einen neuen, baugleich zu dem am morgen: „Jemand da?“

Ich entfleuche extrem schnell in eine Traumwelt. Super, Gehirn ... ich radel an der Isar entlang, ist ne mega Leistung von dir. Mein Traum-Ich radelt vorbei am kleinen Verkaufshäuschen von Isarhonig und beschließt noch ein Glaserl mitzunehmen – da sehe ich den Post-It an der Scheibe:

"Hallo! Du hast dir ja einen ziemlichen Sonnenbrand eingefangen auf dem Hinterkopf – mein Tipp: Einschmieren oder Mütze!
Dein Future-Ich“

„Was?“

"Mit Sonnenbrand ist nicht zu spaßen – du bist da ohnehin sehr unvorsichtig ... du solltest insgesamt etwas besser auf dich aufpassen!“

„Also hör mal! Da meldest du dich tagelang nicht und dann kommst du mir so!“

"Ja! Ich finde, die letzten paar Tage hast du dich ein wenig zu sehr ins Hängemattenfeeling reinplumsen lassen und warst ein ziemlich fauler Sack!“

„Was?“

"Jetzt „Was?“ mich nicht voll ... ich bin schließlich du ... ich kenne dich ... ich will dich auch gar nicht doof anmuttern ... ich will dir nur sagen: Du hast grade irre gut Zeit irre gute Sachen zu machen. MACH SIE!“

„Ähm!“

"Ja genau: Ähm!“

Ich bin baff ob meiner Resolutheit. Ich weiß was ich oder er da meine/meint ... und er hat auch irgendwie Recht ... also ein bisschen zumindest .... nein ... eigentlich habe ich da vollumfänglich recht. Stimmt. Ich beschließe den Worten in den nächsten Tagen auf jeden Fall Taten folgen zu lassen. Aber: Auch ein kleiner Gegenangriff muss sein – das finde ich, bin ich mir schuldig.

„Wo ...“

"Jaja ... der Gegenangriff: „Wo warst denn du die letzten Tage? Selber faul, was?!“ – aber nein, war ich nicht ... in der Zukunft ist grade ziemlich was los – die Version der Zukunft, aus der ich dir bisher Bilder gezeigt habe wackelt. Diese Zukunft wird es nur geben, wenn ihr euch ordentlich selbst in den Hintern tretet und versucht, etwas aus dem zu lernen, was grade passiert. Und das passiert noch nicht so, wie es muss, damit diese Zukunft wirklich so eintreten kann. Auch wenn du heute ein so gutes Bild von der Disziplin der Leute hattest.“

„Uff! Ok! Was müssen wir tun!“

"Dranbleiben! Nicht nachlassen! Aufhören von der drohenden Krise zu quatschen. Es gibt keine Krisen, das werdet ihr hoffentlich noch begreifen – es gibt nur die Feststellung, dass das Leben halt manchmal nicht so läuft wie geplant. Und ein System, dass scheitert, weil dieser Plan nicht aufgeht, das ist ein Scheiß-System – dann muss das System verändert werden.
Ihr müsst aus den Umständen DAS BESTE machen! Alle, die ihr die Möglichkeiten dazu habt! Jeder! Es gibt nämlich wahnsinnig viele Menschen, die diese Möglichkeiten des Weiterdenkens, der Entfaltung, der positiven Entschleunigung, des neuen Denkens, der Selbstverwirklichung nicht haben!
Und es ist die Pflicht derer, die aus der Situation Positives schöpfen und schaffen können, genau das zu tun. Glaub mir das einfach!“

Ich bin ziemlich baff. Das war ein ganz schön eindringlich. Intensiv. Und ... ja ... sehr motivierend! Wieder ein mal verstehe ich überhaupt nicht, wie all das auf einen Post-It gepasst haben kann ... Aber ich spüre Tatendrang!

"Spüre ich da eine Auferstehung?"

„Hat irgendwie was Österliches!“

„Morgen wieder!“



Mittwoch, 8. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 19: 07. + 08.04.2021

Gestern Abend hat sich vorgestern Abend zart gerächt. Ich gestehe: Ich habe sauschlecht virtuell Skat gespielt  ... aber spaßig war es dennoch. Doch die Skatfehler haben mich durch einen sehr wirren Traum verfolgt, in welchem ich sisyphosiesk die selben Fehler immer wieder machte. Ein sehr mühsamer Traum. Irgendwann, als ich zum drölfhundertsten Mal wieder falscherweise die 8 reinschmiere anstatt das Ass hängt an der Karte ein Post-It:

"Viel Spaß am heutigen Mittwoch – es ist der 07.04.2021. Ich muss leider weg.
Dein Future-Ich“

Na du kommst mir grade recht!

„Ey! Heute ist nicht der 07.04. ... heute ist schon der 08.04. ... gestern warst du nicht da!“

"Nein. Das stimmt nicht. DU warst nicht da!“

„Was?“

"DU warst nicht da!“

Da waren wir doch schon – das kann ich aber auch.
„Was?“

"Du hast nicht geträumt – da gab es keine Verbindung!“

„Das ist doch Humbug ... man träumt immer, auch, wenn man sich nicht daran erinnert ... und außerdem ... warum versuchst du dann heute so zu tun, als wäre gestern ... das macht doch alles keinen Sinn!“

"Ähm ... !“

„Da fällt dir jetzt nix ein, gell!?

"Ach ... es kamen einige Dinge zusammen: 1) Ich hatte nur noch blaue Post-Its (ich hasse blaue Post-Its). 2) Ich hatte vergessen die Zeit umzustellen. 3) Ich hatte was auf dem Herd. 4) Es war echt schwer eine Verbindung zu bekommen ... was war los bei dir?“


„Naja ... ich hatte ein virtuelles Meating mit Sven zum Thema Wein und, ...“


„Aha ... verstehe ... !“

„Ähm ...! ... ja gut ... Einigen wir uns auf „Glanzleistung von uns beiden“!“

„Einverstanden!“

„Was hätte ich gestern denn gesehen?“

„Die Weltmeisterschaft im Schach ... die findet nicht mehr live und in Hallen statt sondern nur noch per Zoom – und die Großmeister sitzen in ihren beeindruckenden Schachzimmern zuhause – das ist hoch interessant!“

„Ja sehr!“ bemühe ich mich kaum die Faszination zu teilen und denke währenddessen an das Abendessen und ob an die Bärlauch-Spargel-Soße noch Sahne soll, oder doch lieber naturell. Ich überlege weiter, wie die Jakobsmuscheln dazu passen und ob ich vielleicht den Lachs mit der Jakobsmuschel füllen soll.

„Ich merke schon ... das Fenster in das Schachturnier hätte dich sehr fasziniert!“

„Mega!“ ... ob Dill in die Soße passt? 

„Morgen wieder!“