Samstag, 11. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 20: 11.04.2020

Wenn heute wieder kein Post-It auftaucht, dann hänge ich selber einen an den Wecker. Hey: Future-Ich ... Haaaaaallo!!! Auf den Post-It werde ich schreiben: „Jemand da?“ Das habe ich mir am gestrigen Karfreitag-Abend ganz fest vorgenommen. Es gab Steak vom schottischen Weiderind, vom Grill ... als Surf’n’Turf mit Lachs ... wegen Karfreitag. Ganz gespannt auf das, was der morgen bringen würde, ging es in ein herrlich einladendes und frischbezogenes Bett. Ich träumte von einer Ausstellung im Haus der Kunst „Die Fenster im Wandel der Zeit“ und einer zweiten Ausstellung, einem Special: „Post-It-Art – zwischen Bürolangweile und Pixel-Kunst“. Nach dem Besuch der beiden Ausstellungen flanierte mein Traum-Ich vorbei ein Schaufenstern und landete schließlich vor dem Hut-Geschäft mit dem Schild „HUTEREI – Dinge für den Kopf!“. Mein Traum-Ich will grade in den Laden – da klingelt der Wecker wie er soll um 08:00 Uhr. Kein Post-It.

Wie ich mir es gestern Abend vorgenommen habe male ich ein Fenster auf ein extra großes Post-It (natürlich ein gelbes) und schreibe darunter: „Jemand da?“

Nach einem kleinen Frühstück (Pistazienkuchen, lecker!) und einem Kaffee machen wir uns auf zu einer großen Isar-Erkundungs-Radtour und finden neue Wege entlang des Isar-Hochufers. Die Spaziergänger, Jogger, Radler ... ich bin ziemlich begeistert: Menschen machen einander Platz, grüßen sich, halten Abstand. Ich sehe keine Gruppen über 2 Personen. Ich verstehe zwar nach wie vor nicht, warum ein alleine radelnder Mensch eine Maske aufsetzt ... und sie dabei nicht mal über die Nase zieht ... und ich verstehe nicht, warum ein alleine radelnder Mensch bei dieser Tätigkeit Einmalhandschuhe trägt. Da es sich bei diesen beiden Personen aber um die selbe handelt, habe ich einen Verdacht und beschließe mich nicht über kreative Ausnahmeleistungen am Rande des IQ-Horizonts zu wundern, sondern mich lieber über die ansonsten herrschende entspannte Disziplin zu freuen. Das mit dem Abstand klappt am Flaucher-Standel bei dringend notwendiger Durstlöschung und zum Belohnungs-Würschtel, das klappt auch beim Belohnungs-Eis beim GELATOBI an der Tierparkbrücke (super Eis!). Die kontrollierende Polizeistreife nickt den in mehr als ausreichendem Abstand sitzenden Eisessern freundlich zu und holt sich dann selbst ein Eis.

Nach rund 4 Stunden Rumgeradel samma wieder dahoam und ich beschließe einen kleinen Mittagsschlaf einzulegen. Nichts geht über Mittagsschlaf. Seit ich so viel Zeit in meinem Zimmer verbringe habe ich mir angewöhnt, das Bett IMMER nach dem Aufstehen zu machen. Riesen-Entscheidung. Echt! Das ist ein Game-Changer! Egal wie scheiße ein Tag läuft, du kommst am Abend immer in ein frisch gemachtes Bett und das ist was ganz tolles.
Ich stelle den Wecker auf 20 Minuten – beste Powernap-Zeit. Da sehe ich es: Der Post-It ist weg. Ich schaue, ob er irgendwie runtergefallen ist ... aber ist er nicht. Mein Post-It an mein Future-Ich, der, den ich wach heute Morgen geschrieben habe ... der ist weg. Wow!

Oder hatte ich den am Ende gar nicht geschrieben? Ich schreibe einen neuen, baugleich zu dem am morgen: „Jemand da?“

Ich entfleuche extrem schnell in eine Traumwelt. Super, Gehirn ... ich radel an der Isar entlang, ist ne mega Leistung von dir. Mein Traum-Ich radelt vorbei am kleinen Verkaufshäuschen von Isarhonig und beschließt noch ein Glaserl mitzunehmen – da sehe ich den Post-It an der Scheibe:

"Hallo! Du hast dir ja einen ziemlichen Sonnenbrand eingefangen auf dem Hinterkopf – mein Tipp: Einschmieren oder Mütze!
Dein Future-Ich“

„Was?“

"Mit Sonnenbrand ist nicht zu spaßen – du bist da ohnehin sehr unvorsichtig ... du solltest insgesamt etwas besser auf dich aufpassen!“

„Also hör mal! Da meldest du dich tagelang nicht und dann kommst du mir so!“

"Ja! Ich finde, die letzten paar Tage hast du dich ein wenig zu sehr ins Hängemattenfeeling reinplumsen lassen und warst ein ziemlich fauler Sack!“

„Was?“

"Jetzt „Was?“ mich nicht voll ... ich bin schließlich du ... ich kenne dich ... ich will dich auch gar nicht doof anmuttern ... ich will dir nur sagen: Du hast grade irre gut Zeit irre gute Sachen zu machen. MACH SIE!“

„Ähm!“

"Ja genau: Ähm!“

Ich bin baff ob meiner Resolutheit. Ich weiß was ich oder er da meine/meint ... und er hat auch irgendwie Recht ... also ein bisschen zumindest .... nein ... eigentlich habe ich da vollumfänglich recht. Stimmt. Ich beschließe den Worten in den nächsten Tagen auf jeden Fall Taten folgen zu lassen. Aber: Auch ein kleiner Gegenangriff muss sein – das finde ich, bin ich mir schuldig.

„Wo ...“

"Jaja ... der Gegenangriff: „Wo warst denn du die letzten Tage? Selber faul, was?!“ – aber nein, war ich nicht ... in der Zukunft ist grade ziemlich was los – die Version der Zukunft, aus der ich dir bisher Bilder gezeigt habe wackelt. Diese Zukunft wird es nur geben, wenn ihr euch ordentlich selbst in den Hintern tretet und versucht, etwas aus dem zu lernen, was grade passiert. Und das passiert noch nicht so, wie es muss, damit diese Zukunft wirklich so eintreten kann. Auch wenn du heute ein so gutes Bild von der Disziplin der Leute hattest.“

„Uff! Ok! Was müssen wir tun!“

"Dranbleiben! Nicht nachlassen! Aufhören von der drohenden Krise zu quatschen. Es gibt keine Krisen, das werdet ihr hoffentlich noch begreifen – es gibt nur die Feststellung, dass das Leben halt manchmal nicht so läuft wie geplant. Und ein System, dass scheitert, weil dieser Plan nicht aufgeht, das ist ein Scheiß-System – dann muss das System verändert werden.
Ihr müsst aus den Umständen DAS BESTE machen! Alle, die ihr die Möglichkeiten dazu habt! Jeder! Es gibt nämlich wahnsinnig viele Menschen, die diese Möglichkeiten des Weiterdenkens, der Entfaltung, der positiven Entschleunigung, des neuen Denkens, der Selbstverwirklichung nicht haben!
Und es ist die Pflicht derer, die aus der Situation Positives schöpfen und schaffen können, genau das zu tun. Glaub mir das einfach!“

Ich bin ziemlich baff. Das war ein ganz schön eindringlich. Intensiv. Und ... ja ... sehr motivierend! Wieder ein mal verstehe ich überhaupt nicht, wie all das auf einen Post-It gepasst haben kann ... Aber ich spüre Tatendrang!

"Spüre ich da eine Auferstehung?"

„Hat irgendwie was Österliches!“

„Morgen wieder!“



Keine Kommentare: