Montag, 13. April 2020

Heute in einem Jahr - Folge 22: 13.04.2021

Nach einem Detox-Tag mit Tee, Wasser und Salat war ich um 23:00 Uhr im Bett – und dank erneuter langer Radlrunde all along the Isar war ich auch wahrlich veritabel müde in die Decken gesunken. Aber meine Herrn, was hab ich für einen irren Krempel geträumt. Ich träumte von einem größenwahnsinnigen Hamster, komplett orange, der vor laufender Kamera übte, wie man das Medikament REMDESEVIR ausspricht. Einmal war er ganz nah dran, aber zumeist klang es wie eine Mischung aus Remidemmi und Reservoir, ausgesprochen von einem betrunkenen 4jährigen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Dazwischen hängt er relativ unzusammenhängend und wirr Superlative aneinander. Dann lobt sich der Hamster noch ungefähr 3 Minuten lang selbst, etwa dafür, dass es an ihm liegt, dass es jede Nacht so fantastisch und wunderschön dunkel wird und dafür, dass dank ihm noch nie so stabil ein Montag auf einen Sonntag folgte – und das zu Ostern. Und dann stelle ich fest, dass der Hamster Präsident der USA ist. Verrückt ... als ob sowas möglich wäre.

Dann sehe ich an dem Mikrophon, in das der Hamster faselt, einen Post-It:

"Grüß dich! Es ist Dienstag, der 13.4.2021. Die Zukunft hat sich etwas stabilisiert und es ist grade wieder möglicher, dass das, was du gleich siehst passieren könnte ... auch, wenn das Nanobot-Kollektiv da so gar nicht dran glaubt ... aber bitte ... bleibt dran.
Viele Grüße – Dein Future-Ich“


Ich sehe mich selbst auf der Couch beim Schauen der Nachrichten. Es spricht ein intelligent aussehender, professoral wirkender Mann, sympathisch ... ich kenne ihn nicht ... aber die Bauchbinde verrät: Das ist der Bundesbildungsminister von der Partei DIE PARTEI und er ist grade dabei über die Bildungsreform zu sprechen:

„ ... haben wir ja gesehen, dass wir in den Klassen, die wir nach dem ersten Shut-down im letzten Jahr wieder in die Schulen gelassen haben, um ein vielfaches bessere Ergebnisse gesehen haben. Nicht zuletzt liegt das daran, dass wir damals die Klassengröße auf maximal 15 Schüler begrenzt haben. Das Rollen wir jetzt flächendeckend aus zusammen mit der Nachvorneprügelung des Systems der elektronischen Möglichkeiten in der Kooperation mit Estland und Südkorea. Da kamen wir in echter Rekordzeit auf einen dem heutigen Stand der Technik würdiges Maß. Deshalb sprechen wir hier auch von einer Nachvorneprügelung und nicht von einer Modernisierung, das wäre viel zu wenig gewesen.

Als Teil unseres jetzt richtig Fahrt aufnehmenden Konjunkturprogramms „BILDUNG!“ zusammen mit allen anderen Ländern der EU, bis auf Ungarn ...

(*hier sieht man ihn ehrlich traurig den Kopf schütteln*)

... setzen wir genau darauf. Auf Bildung. Alle Studien und Tests, haben gezeigt, dass das reine Eintrichtern von Faktenwissen in den Bildungseinrichtungen ein beknackter Irrweg ist und schon immer war – spannenderweise arbeiten wir auch hier zusätzlich mit Südkorea zusammen, die beginnen das genauso zu sehen.

Wir trauen uns einen Weg zu gehen, der vom theoretischen Ideal eigentlich ein alter Hut ist, den sich aber bisher noch niemand getraut hat zu gehen: Wir wollen, dass es endlich wirklich um Bildung geht. Ha – und das stimmt nicht. Das mit dem „wollen“ ... das ist so ein Wort, das meine Vorgänger dauernd benutzt haben. Erinnern Sie sich noch? Wollen?! Pft! Wir haben Wollen ja schon in unserer Regierungserklärung zum Ulf-Wort ernannt und im politischen Sprachschatz geächtet ... und immer wenn ein Kollege im Bundestag von „wollen“ spricht, dann darf er mit Papierkügelchen beschossen werden. Und das ist auch gut so!

Also zurück: Wir wollen das nicht – Wir haben dafür gesorgt, dass das genau so umgesetzt wird! „Wissen“ Das wird schon noch vorkommen – aber eben als kollaterales Ergebnis der Erkenntnisse, welche die Schüler bei der Beschäftigung mit für sie relevanten Dingen gewinnen. Im Zentrum steht die Persönlichkeitsentwicklung. Es geht darum Neugierde zu entwickeln und die Schüler dahin zu bekommen, dass sie unterstützt aber selbständig herausfinden, was sie denn interessiert, wo ihre Talente liegen und mit was sie ihre Zeit verbringen wollen. Hier darf das Wort verwendet werden: Wollen!

Wie schon bei der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens haben wir gesehen, wie kaputt und falsch das Bild über die Menschen, über die Bürger in den Köpfen der Politik und der Wirtschaft war. Wir haben gesehen, dass diese befreienden Maßnahmen enorm viel Intelligenz und Kreativität freigesetzt haben. Natürlich gibt es auch Menschen, die lieber zuhause bleiben und möglichst wenig tun ... aber wir sehen auch: Das werden immer weniger! Und so wird es sich auch mit den Schülern verhalten. Wir werden sehen, dass es keine Notwendigkeit dafür gibt, Kinder und Jugendliche in Rekordzeit durch ein uniformes und kaserniertes Schulsystem zu prügeln. Die Bildung ist dann abgeschlossen, wann sie es ist – nämlich hoffentlich nie! Den genauen Umbauplan können Sie auf unserer Website nachlesen oder sich interaktiv erklären lassen. Natürlich können Sie auch ihr Feedback dort hinterlassen. Ich verweise zudem auf  Pressekonferenz zusammen mit den beteiligten Mitgliedern des europäischen Bürgerrates – heute Abend. Achja – an alle Teile des Landes, die grade noch im Lockdown sind: Viel Spaß bei den letzten Tagen! Macht was Tolles!“

Der Minister verabschiedet sich und ich schaue geplättet auf den Fernseher.

Da hängt ein Post-It


„Morgen wieder!“

Weiter zu Folge 23




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