Es gab eine Vielzahl seltsamer Nächte und seltsamer Träume. Und keiner endete mit einem Post-It irgendwo. Nach einer Woche war ich ganz aufgeregt und nahm die Aufregung mit in die Nacht und mit in den Schlaf. Dann begann das mit der Maskenpflicht und es begann eine Serie von sehr verstörenden Träumen, in welchen Masken vorkommen. So irritierend, dass ich ganz vergaß, weiter im Traum nach Post-Its Ausschau zu halten. Diese Nacht träumte ich, dass ich im Bioladen meines Vertrauen 3 Pfund freilaufende Radios bestellte. Alle in dem Laden, Kunden und Angestellte, trugen die GLEICHE Maske ... auf die Maske war ein leicht fieses Grinsen aufgedruckt. Alle trugen diese Maske, bis auf mich. Meine Maske war türkis ... mit lila Punkten ... und einem Schildkrötenaufnäher auf der Nase ... das sah ich im Spiegel eines Drehständers an welchem man Sonnenbrillen aus Recycling-Material anprobieren konnte. Ich verharrte und hatte das umpfige Gefühl (umpfige Gefühle sind komlpex, irritierend und schwer zu beschreiben ... sie haben ihren Ursprung gemeinhin oberhalb des Magens und enden westlich der Milz) das schon mal irgendwo gehen zu haben ... ein Deja-Vu im Traum. Krass! Als ich mich darüber noch intensiver wundern wollte, sah ich im Spiegel, dass sich kein anderer Kunde und kein Angestellter mehr bewegte. Alle verharrten und starrten mich über den Spiegel an. Saumäßig gruselig mit diesen Fies-Grins-Masken! Als ich dem Impuls nachgeben will mich zu der starrenden Bande mit einem nur bedingt eloquenten „WAS-IST-LOS?“ umzudrehen, sehe ich den Post-It am Spiegel:
"Shalöminger, mein Jüngerer! Wie isses? Herzlichen Glückwunsch zur Abgabe! Lief doch ganz gut so insgesamt, was?“
„Was?“ sage ich ... ich merke schon, dass das heute in Sachen Eloquenz so eine Sache werden könnte.
"Na ... ich meine ... Kochbuch abgegeben! Gut! Jetzt Hast du den Kopf wieder frei für neue Geschichten!“
„Hast du deshalb so lange gewartet, bis du dich wieder gemeldet hast?“ frage ich.
"Was? Achso ... neinein ... die Klausurtagung hat ein paar Tage länger gedauert. Wir haben gelernt, dass man sich für wichtige Entscheidungen einfach die Zeit nehmen muss, die es braucht, anstatt schnell beschissene Entscheidungen zu treffen. Wenn ich dir einen Rat geben darf, das wäre auch mal was für euch ... in eurer kleinen Welt zu eurer Zeit!“
„Das klingt jetzt aber irgendwie etwas herablassend, wenn ich das mal sagen darf!“
"Ja. Stimmt. War es auch. Ihr ward das Hauptthema der Klausurtagung. Vor allem hat uns die Frage beschäftigt die da lautet: „Warum bekommen ausgerechnet diese Trottel in dieser Welt ihren Scheiß nicht auf die Reihe?“ ... und wir haben noch keine Antwort gefunden. Der Pandimensionale Rat hat aber erst mal beschlossen, dass ihr noch etwas mehr Zeit bekommt, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Die Oktopoden haben für euch gestimmt und gemeint, dass es bei ihnen selbst ja auch länger gedauert hat, bis sie das alles verstanden hatten.“
„Aha! Sag’ – gehe ich recht in der Annahme, dass es dir vollkommen wurscht ist, dass ich nichts verstehe, von dem was du da sagst?“
"Ja. Stimmt. Nein. Stimmt nicht. Vollkommen wurscht ist mir das nicht – es erheitert mich ungemein!“
„Aha! Na immerhin.“ Kein ein Post-It eigentlich hinterhältig grinsen?
"Mach’ dir nichts draus – kommt Zeit, kommen Erklärungen. Übe dich bitte noch etwas in Geduld und schaue in das grüne Post-It oben links am Spiegel – achja ... du solltest die gelbe Sonnenbrille aus recycelten Gummistiefeln mitnehmen ... passt gut zu dem Hut, den du haben wirst!“
Während ich noch sagen möchte, dass ich die Brille auch gut finde, schaue ich auf den grünen Post-It, durch das darauf aufgezeichnete Fenster und bin wieder bei mir. Ich sehe mir dabei zu, wie ich mit dem wirklich extrem schnittigen E-Lastenrad durch das verkehrsberuhigte Westend smoothe und dabei Radio höre – ich höre mit. Ist ein Wissenschafts-Feature bei Bayern2:
„... haben Seismologen erstmals diese Art von Geräuschen aus der Tiefsee aufzeichnen können. Durch die weltweiten Shut-Down-Phasen und die industriellen Entwicklungen weg von der lauten Schwerindustrie, gelingt es den Seismologen schon länger Geräusche aufzufangen, die vorher im Getöse der Welt untergegangen waren. Ein Arbeitskollektiv aus Seismologen, Tiefseeforschern und Finnougristen (... „Finnougristen können ja alles“, denke ich) ist es nun zum ersten Mal gelungen diese speziellen Geräusche aus der Tiefsee zu empfangen, die bestimmten Mustern folgen. Sie haben die Vermutung, dass es Kommunikationsversuche sein könnte. Dr. Sören Mohammed Schmidt, Sprecher des Kollektivs, meint, dass es sich den gurgelnden Begleitgeräusche nach um ziemlich große Oktopoden handeln könnte. In den nächsten Wochen versuchen sich die Forscher an einer Dechiffrierung der Geräusche und werden eine Antwort versuchen.“
„Diese Oktopoden!“ denke ich, ohne genau zu wissen, was ich mir damit sagen will.
Dann sehe ich mir dabei zu, wie ich den Kanal wechsele auf B5 Aktuell. Es gibt die Ankündigung einer Regierungserklärung für 12:00 Uhr am nächsten Tag, bei der es um die internationale Nachhaltigkeitsverordnung und die Wachstumsnovelle gehen wird. Oha! Das klingt spannend!
Ich schaue durch den Innenraum des geschlossenen und wirklich sehr schnittigen Lastenrads auf den Rückspiegel – an dem hängt ein Post-It:
„Morgen wieder!“
Weiter mit Folge 26
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