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Samstag, 4. April 2015

Retrospektive - LastSupper SupperClub

Gründonnerstag, Leude!

Das ist der Tag für einen SupperClubEvent der ganz besonderen Sorte: Das letzte Abendmahl!

Was viele ja gar nicht wissen - es handelte sich dabei originär um eine Geschichte, geschrieben für den 4. Indiana Jones Film (Indiana Jones und das letzte Abendmahl). Wegen Lizenzrechtsstreitigkeiten und einem vermeintlich sehr guten Buchdeal haben sich die Autoren damals aber dann dazu entschlossen, ihr Werk ausschließlich in einer anderen Schriftensammlung zu veröffentlichen ... dabei wurden sie, sagt man, furchtbar über den Tisch gezogen. Allerdings sind weitere Details dazu dicht unter Verschluss - man einigte sich außergerichtlich mit einer Verschwiegenheitsklausel.



Der Tisch - in seiner puristischen Eleganz eines letzten Abendmahls würdig und in Erwartung von großen Gesprächen an einem denkwürdigen Abend.

DER TISCH

Der Plan - will auch und gerade bei einem so komplexen Event mit so vielen Sub-Ebenen seine Mitte im Chaos haben.

DER PLAN
Das letzte Abendmahl also ... Kochkollege Kemmler und ich haben ein Menü ersonnen, uns dabei von Allmacht durchdringen und von Religion nicht irritieren lassen - und das hier ist das Menü:

DAS MENÜ
Auch bei diesem SupperClub ging es um ganzheitlichen Hedonismus und die Kulinarik wurde angereichert und komplettiert durch die Kemmlersche Wortkunst, die kulturhistorisch und ganz im Geiste der Aufklärung entmystifizierte und äußerst heiter den Raum mit reiner Wahrheit füllte.

Bei der Verkündung der Wahrheit lauscht das Auditorium gebannt.
Das Abendmahl begann mit dem Aperitif DIE PASSION.

DIE PASSION: Ein PassionsfruchtPfirsischVanillePü wird mit Prosecco aufgegossen und mit einem Eiswürfel und einem palmwedeldarstellenden Minzblatt serviert.

Danach ging es dann auch gleich in die Vollen, was religiöse Codes und Abkürzungen angeht. Ein tiefes Gericht voller Bedeutung, doppelten Böden und kirchenweiß gestrichenen Hintergründen. Der erste Gang - ICHTYS InRi.

Zu InRi gibt es ja eine ganze Reihe von Herleitungen - etwa diese hier des tiefreligiösen Karikaturistenduos Hauck&Bauer.

Weit intensiver hat aber Sven die Forschung in diesem Bereich betrieben und dazu dieses Traktat vorgetragen.

Bei uns ist der Ichtys natürlich ein Seeteufel und er schwimmt In Rinderbrühe. Einer tiefen, mächtigen und symbolmaximierten Brühe von der Ochsenbacke mit Sake, Sternanis und Kreuzkümmel. Miniturwürfel von der Urkarotte geben zusätzlichen Crunch. Der Wein dazu: Ein Pfälzer Riesling aus der Lage Höllenpfad. 





Donnerstag. Das klingt, schlampig hingehört ja leicht wie "Onsentag". Im zweiten Gang integrieren wir diesen erfunden Verhörer und ehren das OnsenEi, 6 Stunden bei 61° gegart, im Gründonerstag - mit einer modern interpretierten Grünen Soße aus kemmlerscher Hand und in Trüffelbutter geschwenkten Edamame. 




Das Ei mit seiner österlichen Konnotation spielt dabei eine doppelte Rolle und brilliert in Geschmack und Subtext. Das Grüne um alles drumherum gibt zudem noch aktiv Hoffnung. Dazu gibt es die fränkische WeißweinCuvée SauGeil, die mit ihrer leichten Fruchtigkeit und ihrem grünen Deckel hervorragend und auf allen sinnlich erlebbaren Direkt- und Subebenen zu diesem Gericht passt.

Beim dritten Gang widmen wir uns der Eucharistie direkt und dekonstruieren das Abendmahl in der NeoHostie. Dieses ganze rituelle Zeremoniell von Blut und Fleisch und was da zu was wird ... all das haben wir kurzerhand geremixt und neu hingestellt.

Die Hostie haben wir ihrer ihr eigen klebrigen Oblatenhaftigkeit enthoben und sie als KartoffelApfelRösti neu interpretiert. Darauf kommt eine gebratene Blutwurst und da der Wein nicht fehlen darf gibt es dazu noch lange eingekochte Rotweinzwiebeln.



Neubeginn. Leben. Der ewige Kreislauf. Der Ursprung. Und der Ursprung springt aus dem Glas - in Form der hervorragenden RotweinCuvée "Ursprung" von Markus Schneider aus Ellerstadt in der Pfalz. Erdig, kräftig, tanninreich und dennoch sehr lebendig - das passt hervorragend zu diesem Gang.

Der vierte Gang - Agnus Dei

Das Lamm Gottes. Ein göttliches Lamm. Kam in einer hochinteressanten Packungseinheit ...


Das 666-Gramm-Gebinde überzeugte mit tadellosen Brateigenschaften und behielt in den Höllenfeuern des Ofens astrein seine strukturelle Integrität.


Dazu auf den Teller fand sich als Soße eine Gemüsereduktion mit Rote Beete und Urkarotten, PaprikaCousCous und ChiliWeißkohl mit gerösteten Sonnenblumenkernen.


Der Wein zu diesem Gang: Das kleine Kreuz vom Weingut Rings aus Freinsheim in der Pfalz. Eine weitere mächtige neue deutsche Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und St. Larent, sehr dicht und stoffig mit viel Kräutern und Aromen von Tabak, Leder und Kakao.

Der fünfte Gang: Manna
Eiapopeia oh Susanna, Herr sag wo ist unser Manna? Na hier kommt es doch schon. Ein zum dreifaltigen Dreieck dreifach gefalteter Honigpfannkuchen, versunken im Dialog mit einem Parfait von der MannerSchnitte an einem unglaublichen Obstsalat, in welchem die Äpfel über 24 Stunden in einer LycheeCalvados Lake mariniert wurden, bevor sie zusammen mit Ananas, rotem Pfeffer und frischem Koriander Wiederauferstehung feierten. Halleluja!


Dazu ins Glas - ein hervorragnd gelungener Österreichischer Süßwein von Tschida aus dem Burgenland. Die edelsüße AusleseCuvée aus Welschriesling, Chardonnay, Traminer udn Weißburgunder kommt etikettal in einem engelsgleich güldenen Gewand eingeschwebt und bringt auf der Zunge eine schön stabile Säure mit, die zudem mit Aromen von Orangenschalen und mediterranen Kräutern ein ordentliches Gegengewicht zu dem Aromenkarussell auf dem Teller bringt.

Und schon sind wir beim letzten Gang, dem sechsten - Himmel & Hölle!
Die Hölle ist ein Kuchen. Ein kleiner Grabstein von einem Schokokuchen mit einer gehörigen Portion wirklich sauscharfem Chili drin. Eingefangen wird diese dunkle Seite des Desserts von einer JoghurtLuft, zart und wolkig und mit weißer Schokolade, Sahne und Vanille in Ihrer Cloudizität noch unterstützt. Zwischen den beiden Antagonisten Himmel und Hülle findet sich ein kleiner Lake of Blood - aus Erdbeeren, Campari, Pfirsisch und wieder Vanille.


Der große Kampf zwischen gut und böse - in einer überaus leckeren Form und das in demütig-bescheidener Anrichte.

Da zu schenken wir zum Schluss das Wasser des Lebens aus - in Form des überaus beflügelnden Haselnussschnapses, Gin und weichem Grappa - ganz wie es das Herz braucht und begehrt.

Ein wunderbarer Abend war das, bei welchem Gemeinschaft entstand, tiefgreifende Gespräche geführt wurden und wieder einmal dem Genuss mit allen Sinnen gehuldigt wurde - spiritueller geht es ja kaum!

Frohe Ostern und dicke Eier!

ICHTYS InRi

Ein Text von Sven Kemmler

Ein Text zum zweiten Gang des Last Supper Supper Clubs


Ichthys INRI

das bedeutes heute. Ichthys- Fisch INRI -in Rinderbrühe.
Andere sehen das anders. Ichtys wird als Akronym verwendet. Vom altgriechischen Ichthys - Fisch - I-C-HT-H-Y-S
Iesous (mit ou, also wie in Papadopolous), Christos, Theou Hyiòs Sotér. Also Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser.
INRI auf der anderen Seite ist bekanntermaßen der Zettel, den die römischen Soldaten über das Kreuz des vorgenannten hängten.
INRI, das steht für
Iesus Nazarenum Rex Iudaeorum.
Falls sie sich fragen:
Moment, Jesus schreibt man doch mit "J", nicht mit "I"?
Nun, die römische Provinz Judäa war arm, man konnte sich damals kein "J" leisten und nahm dafür das I, was den Vorteil hat, dass nicht "JNJI" über dem Kreuz stand, was definitiv wie ein japanischer Manga klänge.
Jedenfalls schrieben die schelmischen Schergen Roms dieses INRI auf einen Zettel um zu spotten.
INRI, das war aus Sicht der Henkershelfer ein Spitzengag.

Iesus Nazarenum Rex Iudaeorum.
Haha. Hmmm.

Ich denke, es zeigt vor allem sehr anschaulich, dass der Humor von Berufssoldaten auch damals schon fragwürdig und eher für Privatorgien als für öffentlich rechtliche Hinrichtungen geeignet war.
Die anwesenden Frühchristen haben den Witz, also in dem Fall die Ironie, ebenfalls nicht verstanden und es einfach wörtlich übernommen, was zeigt, dass auch die Humorbegabung von Christen - gerade im Umgang mit Ironie - wie die von Fernsehzuschauern nicht immer auf Höhe der Zeit ist.

Nun, wie dem auch sei: Ichthys INRI.

Was Ichthys und INRI zeigen, ist die große Freude der Kirche an Abkürzungen. J, in der Tat, neben der Straßenverkehrsordnung und dem Soldatenhandbuch ist in der Kirche DER Ort für Abkürzungen, man blicke nur mal auf die Gesangstafeln oder Liedanzeiger bei der Messe:
245 1-3
258 4-5
260 1+2
Wenn man auf diese Tafel lange genug blickt, wartet man innerlich ständig darauf, dass gleich aus der Gemeinde der Ruf "Bingo" erschallt.

Der lateinische Name für Abkürzung ist übrigens Abbreviatio bzw. latinisiert Abbreviation. Nun ist Abbreviation zusätzlich auch ein Fachbegriff der Zoologie, der bedeutet, dass ein Lebewesen Entwicklungsstufen überspringt.  So zum Beispiel beim Axolotl, einem aus der ferkeligen Literatur bekannten Molch, der trotz äußerlichem Kindermolchmilchbartes schon sexuelle Reife erlangt.


Diese nicht selbstgewählte frühe Reife kennt man ja durchaus auch in der Kongregation oder bei Ministranten, deswegen ist die gleich folgende Suppe auch eine Art Minestrone, allerdings angemessenerweise mit fleischlichen Genüssen.

Die Brühe ist von einer Ochsenbacke. Und der Ochse ist ja - neben dem Esel -einer der beiden nicht schaf- oder schäferaffinen Lebewesen der wohl größten Schäferstunde, also Stunde der Schäfer, aller Zeiten: der Geburt Christi im Ochsenstall zu Bethlehem. Und die Suppen-Backe ist in diesem Fall außerdem "die andere" Backe, mithin die, von der eben dieser Heiland sagte, man möge sie hinhalten, sollte man gehauen werden.

Hier möchte ich abschließend noch mal warnen und sprachliche Genauigkeit anmahnen. Es heißt immer laut Schrift "die andere Backe hinhalten", nicht "beide Backen hinhalten", letzteres nämlich geht weg vom kulinarischen und wieder hin zum ministrierenden.

Der Fisch in der Backe. (Seeteufelbacke?) ist ein Seeteufel, also ein Satan, über dessen enden im Teller wir uns ohne schlechtes Gewissen und nachgerade hymnisch frohlocken sollten.

Und der Seeteufel stellt eine fast buddhistisch-taoistische Verbindung dar, das Gute UND das Böse, denn der Fisch - Ichthys - steht ja - wie bereits erklärt - trotz Teufelei auch für Erlösung.

Er wurde übrigens - wie die Ochsenbacke - in Sake gegart.
Und SAKE - das ist wiederum eine japanische Abkürzung, die einen Ausruf des Shoguns Yoshimitsu in der Ashikaga-Zeit aufgreift. Als dieser erstmals von christlichen Missionaren die Speisenfolge des Originalgründonnerstags  erfuhr, Wein und Brot, soll er als minderhumorbegabter Soldat das Sushigelage unterbrochen haben und den Wein, der aus dem Brot des Asiaten - also Reis - gefertigt wird, genommen und ausgerufen haben:
"Sake - Kampai." Was soviel bedeutet wie:

"Sein Abendmahl kann einpacken - Kampai" hahaha- Guten Appetit.