Montag, 25. März 2013

ProWein - Tag 1

Es ist wieder soweit. Das vinaldische Duo pflügt über die ProWein auf der Suche nach Großartigkeit und Erhabenheit im Glas.


Traditioneller Tagesstart ist bei Hans Reisetbauer ein Schnapserl, um die Geschmacksknospen zu reinigen. Dieses Mal fand ein wunderbarer Karottenbrand gefolgt von einer sehr wohl geratenen Quitte den Weg auf die vinaldischen Zungen. Den Whisky gibt es heute Abend als Goodbye ... der ist nämlich auch einen Schluck wert, schön schokoladig ist der.

Meine Weinreise begann in China - dieses Jahr erstmal größer auf der ProWein vertreten. Shangri-La, das Synonym für das Paradies, den Ort der Ruhe und des Friedens, irgendwo in Tibet ... warum soll da denn kein guter Wein herkommen. Und da war es fast ein Zeichen, dass auch gleich der erste chinesische Wein, der in mein Glas kam genauso hieß: Shangri La.


Leider setzte kein lieblicher Gesang von weinköniginhaften Englein ein. Der Cabernet Sauvignon war flach und wässrig und ihm fehlte die Saftigkeit. Beim weiteren süffeln stellte sich raus, dass eigentlich alle Weine am Stand Cabernet Sauvignons waren, mal mit etwas Shiraz mit drin ... und leider hat bei der ersten Verkostungsrunde keiner Spaß gemacht. Erster Eindruck der chinesischen Weine: Ja, es ist Wein - und nein: trinken muss man ihn jetzt nicht. Aber der verkostete Querschnitt ist noch zu gering um ein faires Urteil zu prägen und China ist erst zu kurz in der aktiven Weinproduktion um da schon die höchste Stufe der Meisterschaft erreicht haben zu können.
Auffällig war, dass an den chinesischen Ständen ausnahmslos deutlich mehr Personen HINTER dem Stand waren als davor und es sah so aus, als würden die Präsentatoren sie jedes Mal auslosen, wer denn als nächster an die Ausschankfront muss ... und der Verlieren wurde ausgelacht.

Von China ging es nach Portugal. Und das war auch gut so. Ein guter Riecher hat dafür gesorgt, dass ich nur bei wirklich tollen und individuellen Weinen gelandet bin und bei Produzenten, die sich sehr um die Ausarbeitung eines eigenen Geschmacksprofils sind, die versuchen die autochtonen Rebsorten zu pflegen und sie durch den behutsamen Einsatz von internationalen Trauben zu einem runden Ganzen zu assemblieren. Und dazu kommen die Portugiesen in wirklich sehr angenehmen Preisregionen daher.

Insgesamt gibt es rund 400 autochtone Rebsorten in Portugal. Ein kleiner Star unter all diesen ist die Touriga National. Diese Traube wurde bislang hauptsächlich für Portweinproduktion verwendet, erfährt aber mitterweile auch immer häufiger einen reinsortigen Weinausbau bei den Douro. Sie ergibt würzig-kräftige Weine mit einer ordentlichen Tanninstruktur, Waldaromen, lebendiger Frucht nach Beeren und einem Anflug von Kräutern.

Zudem schön: Viele Winzer schaffen es ihren Weinen trotz der traditionellen Verwurzelung zu den autochtonen Reben der Region einen modernen Charakter zu geben ohne sie gleichzeitig zu einem internationalen charakterschwachen Tropfen verkommen zu lassen. Und dabei schaffen Sie es auch das Gesamterscheinungsbild wild und unkonventionell zu gestalten und das stilsicher und nicht gewollt wirkend.

Hier ein paar Beispiele:



Der Brutalis heißt nicht nur so: Er ist eine Macht im Glas! Mit 15% Alc kein Leichtgewicht aber trotzdem bringt er sehr differenzierte Frucht. Er zeigt mächtige Länge, erinnert ein klain wenig an die Opulenz eines Amarone, ist aber knackiger, was Säure und Schwere angeht. Ein Wein wie ein Western. Eine Faust geht nach Westen in Flaschenform. Schwer nicht nur der Wein, schwer ist auch die Flasche - eine Waffe aus extra dickem Glas. Der Produzent verrät, dass allein die Flasche 3€ - ein aufwendig gemachter und liebevoll gestalteter Wein. Good Stuff. ... Im Laden kosten würde der Wein wahrscheinlich um die 20€ - absolut fair!


Der Nocturno heißt so, weil er bei Nacht gelesen wird um zu verhindern, dass in dem heißen portugiesischen Klima die Gärung schon direkt bei der Lese beginnt. Die Kühle der Nacht gibt die Chance in komplett temperaturkontrolliert zu verarbeiten und dabei schon frische Frucht und Mineralität in den Wein zu bekommen. Aufwendig produziert entsteht so ein beeindruckender Wein zu einem noch beeindruckenderen Preis - nicht mal 10€ würde diese extrem gute Soff kosten sollen.

Und noch ein drittes Beispiel:


Diese Flaschen, die ein bisserl so ausschauen, als wären sie von Armani designed, könnte man als portugiesische Boutique- oder Kollektionsweine verstehen. Sie schauen nicht nur in der Flasche gut aus, sie sind auch wirklich gut gemacht. Und sie biedern sich keiner Mode an, was man bei der stylischen Erscheinungsform vielleicht vermuten könnte, sie sind sympathisch störrisch, keine Everybodys-Darling-Weine, sondern charakterstark und vielseitig. Der ganz links im Bild ragende und schwarz etikettierte reinsortige Tourega National ist eine Wucht, mit noch ordentlich ungeschliffenen Tanninspitzen. Der Hübsche in der Mitte hat eine Portion Cabernet Sauvignon dazu bekommen, was ihm gut tut und ihm eine beeindruckend saftige Kraft verleiht. der rechte Gesell war ein Syrah ... ein Rohdiamant, sehr aufwändig gemacht und eine Herausforderung. Echtes Zungenpogo.

Abschlusssüffel am ersten Tag: Herr Smith aus Washington


Charles Smith ist ein Nummer für sich. Ein leicht exzentrischer Weinirrer, der in Washington blitzsauberen Spaß in Flaschen füllt. Schnickschnackfrei und aromenorientiert baut er rundum schöne Weine zusammen. Frischer Riesling, nicht verholzter Chardonnay, Rote mit Schmelz und Kraft. Sein Cabernet Sauvignon ist eine Ansage. Die Weine von Herrn Schmidt: Wer die Gelegenheit hat, der sollte sie mal probieren, da auch diese fair bepreist sind.

Dienstag, 12. März 2013

Preview - SupperClub2



Liebe Leute!

Der nächste Termin ist ja bereits gesetzt: Samstag, 13.04.2013 - 20:00 Uhr s.t.

Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt noch jede Menge Wasser die Isar runterlaufen wird, rattert es im SupperClub Versuchszentrum bereits gewaltig - das Menü steht zwar, aber es laufen die Experimente für die finale Perfektion der einzelnen Gänge. Hier schonmal ein erster noch streng geheimer und vor allem sehr schön kryptischer Preview auf die Speisenfolge, die ideal gar nichts verrät:


Die Basis des zweiten SupperClubs sind Klassiker der deutschen Küche, die bei der Veranstaltung neu interpretiert und spannend kombiniert werden. Spannend, gell?!

Die Getränkebegleitung kommt aus Deutschland und Italien - und auch hier hofft der Versuchsleiter freudige Überraschung sähen zu können.

Beim Vinaldi SupperClub gibt's 10 Plätze zu besetzen. 2 sind noch frei - und es gilt: First Come - First Supper!

Bescheid sagen und mitdinieren!

Mahlzeit!


Freitag, 1. März 2013

Retrospektive des ersten Vinaldi-Supperclubs der Welt


Ja, liebe Freunde der modernen Eventgastronomie, ja!

Er fand nicht nur statt. Er ereignete sich. Ja, das hat er sich, der erste Vinaldi-Supperclub der Welt. Und eine bunt gemischte Truppe war da zusammen gekommen und saß gemütlich (hoffe ich doch) im temporären Wohnzimmerrestaurant und gourmierte bei sportlich mäandernden Gesprächen engagiert vor sich hin.

Das Themenpotpourri schwabbte von der aktuellen politischen Lage (?kann man das eigentlich so nennen?) in Italien zu Pferdefleisch, zur Mafia (ja, bisher waren das 3 Themen), zu Apple, zum WARUM?, über Wein in ganz unterschiedlichen organoleptischen und verkostosophischen Randbereichen bis hin zur generellen Kulinaristik und der Philosophie von Möhren. Und das ist nur ein wönziger Ausschnitt. Klickst du auf Link, bekommst du Rezept!

Das Menü war ja das hier:


Zum ersten Gang:

Hinter der dekonstruktivistischen Caprese verbargen sich Variationen von Tomate, Mozzarella und Basilikum, deren Herzstück die Tomatensuppe "White Rabbit" darstellte. Als Wein hierzu kam der Anthilia von Donnafugata ins Glas. Bei dem knackigen Sizilianer ist die Haupttraubensorte Catarratto, die je nach Jahrgang mit anderen typisch sizilianischen Trauben ergänzt wird. Fruchtig, blumig, schöne Mineralität. Ein Wein wie gemacht für Fischgerichte oder zu Gemüse ... und in jedem Fall passend zu Sommer aller Art.



Zum zweiten Gang:

Lecker Cappuccino ist ja immer eine schöne Sache. Grade bei diesem beknackten beigegrauen Wetter. Wenn der Cappuccino dann auch noch mit Trüffel und Pilzen zu tun hat und sich in der knusprigen Gebäckstange Speck rumtreibt, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Zum ChampignonCappuccino gesellte sich als Weinbegleitung der Roero Arneis aus dem Hause Demarie. Arneis heißt die Traube, in der Region nennt aber auch nonkonformistische Rebellen so. Passt gut. Der Wein ist unkonventionell, floralfruchtig, etwas Mandel und würzig ist er auch noch.



Zum dritten Gang:

Im Hackbraten 2.0 buhlten zweierlei Hackbraten, einmal mit einem Innenleben aus getrockneten Tomaten, einmal mit einem Herz aus Wachtelei, um die Gunst von Wirsing. Der Wirsing war engagiert gewürzt mit ein bisserl Koriander und Kreuzkümmel, flankiert von einem Hauch Chili und gefinished mit einem Kaum Sahne. Dazu ins Glas kam mit dem Sedara von Donnafugata ein weiterer Sizilianer, in welchem die autochtone Nero d‘Avola Hauptbestandteil ist. Je nach Jahrgang kommen auch hier andere Trauben dazu um das Geschmacksbild abzurunden. Er passt gut zu Fleisch und ordentlich gewürzten Gerichten. Rote Früchte, vor allem Brombeere und Kirsche finden sich am Gaumen, in der Nase und überall sonst noch, wo man danach sucht.



Zum vierten Gang:

Ochsenbacke. Herrje ...  Aubacke! Allein beim Schreiben von "Ochsenbacke" beginnt erneuter Speichelfluss. Was für ein tolles Fleisch. Gar, wenn es der Löffel durch sein Eigengewicht zerteilt. Aromatisch wie nichts zweites im Dorf. Ein Versprechen und dessen Erfüllung in einem. Wahrscheinlich ein Gericht, dessen Verzehr vergnügungssteuerpflichtig ist. Ja. Ich bin Backenfan! Vor allem, wenn man dazu Tancredi von Donnafugata trinkt. Dadurch wird eh alles nochmal besser! Diese fantastisch elegante und eigensinnige Mischung aus Nero d'Avola und Cabernet Sauvignon, mit ihren kräftigen Backenaromen ... nein ... ähm ... Beerenaromen, besonders nach Brom- und dunklen Johannisbeeren. Und Kirsche.  Aber auch nach Gewürzen und Kräutern. Tolle Backe. Toller Saft.



Zum fünften Gang:

Tragischerweise war hier das Schlemmen bereits in einem so hingebungsvoll bacchantischen Rausch und die Gespräche auf einem solche kaum zu erreichenden Niveau, dass die banale Fotografie für den Moment vergessen war. So gibt es kein im Foto gebanntes Zeitzeugnis dieses epochalen Gangs. Im knusprigen Mantel mauschelte hier Roquerfort mit Zimt, Honig, Sahne und Ei - ergänzt wurde das mit ThymianHonig, Bergkäse auf Feigensenf und Parmesan mit Balsamico-Reduktion. Dazu ins Gegläs fand der schön harmonierende Ben Ryé seinen Weg. Wieder von den Donnafugata-Fachleuten. Zibibbo heißt die Traube, angebaut wird sie auf der pittoresken Insel Pantelleria vor Sizilien. Ben Ryé heißt „Sohn des Windes“ – wegen dem sanften Hauch der stetig über Pantelleria weht. Trockenobst, Feige, Honig und Kräuter feiern hier mit den Papillen Party.



Zum sechsten Gang:

Als Dessert kam die Mutter aller Schokokuchen zum Einsatz - dazu gab es noch eine kleine Leckerei von weißem Schokopannacotta auf einem Erdbeerspiegel. Mhm. Das kann man machen. Sehr schön dazu: Der Birbet von Demarie. Ein wahrlich ungewöhnlicher Schaumwein, der sich nicht nur als Aperitif wohl fühlt, sondern auch mit Desserts wunderbar umgehen kann. Der kuriose Prickler wird aus der Braccheto-Traube gebaut und erfreut mit köstlichen Erinnerungen an Kir Royal und Cassis. Die grade mal 6% Alc. schaden ihm kein Stück, machen ihn aber grade super kalt im Sommer zu einer gefährlichen Waffe.



Schlusswort:

Mei - was für ein schöner Abend. Die Planung für den nächsten Supperclub läuft schon. Wahrscheinlich in den frühen Gefilden des Aprils. Die Terminsuche läuft bereits.