Mittwoch, 6. Mai 2020

Heute in einem Jahr - Folge 27: 05.05.2021 - Teil 2

Was für eine komische Nacht. Irgendwie bin ich nie so richtig eingeschlafen, und wenn, dann habe ich kompletten Irrsinn geträumt. Ein Freund, den ich seit Kindergartentage kenne, wollte mich dazu überreden, meine Altersvorsorge in Porsche 911ern anzulegen ... fand ich nicht so gut. Danach ging ich in einem Parkhaus spazieren, das vollkommen leer war, dafür aber direkt an einem immensen Wasserfall gebaut war. „Betonverschwendung!“ dachte ich. Über der Regenbogengischt des Wasserfalls sah ich einen blauen Kolibri schweben und als ich ihn mir genauer anschauen will finde ich mich auf der zwischen den Türmen der Frauenkirche gespannten Slackline wieder. Die Blaue Stunde ist im farblichen Endspurtmodus. Ich schaukele mit meinem Flachmann in der Hand. Herrlich ... da sehe ich ihn, den blauen Post-It:


"Es ist wirklich wirklich gut hier oben! Bist du bereit für den 5.5.2021?“


„Der war aber ja schon gestern ... aber du wolltest dich mit diesem Cliffhanger hier ja interessant machen.“


"Quatsch, es geht um Komplexitätsreduktion! Deshalb ist der 5.5. ein Zweiteiler!“


„Aha! Und was machen wir dann mit dem 6.5.?“


"Pass auf: Wir schauen HEUTE noch Mal aufs GESTERN, kürzen dann das HEUTE unter dem Bruchstrich der Zeit weg und machen dann MORGEN mit dem weiter, was dann so kommt ... vermutlich mit MORGEN! Einverstanden?“

„Hab ich eine andere Wahl?“


"Nö! Weißt du - Zeit ist ja hauptsächlich ein sozikulturelles Konstrukt.“


„Aha ... ja dann ... dann machen wir das eben so!“ Der Post-It auf dem Flachmann zeigt nun wieder ein Fenster, durch das ich durchschaue

Hinter den Pulten der aufgebauten Pressekonferenz stehen nun Personen.

In der Mitte steht eine sympathisch und resolut wirkende Dame in den 50igern, die einen sehr aufgeräumten Eindruck macht. Der Name sagt mir nicht nichts – aber sie ist gekennzeichnet als „Ministerin für Nachhaltigkeit & Wirtschaft“ (parteilos):

„... habe ich nun die Freude, Ihnen Phase 4 im europäischen NEWSTART-Programm vorzustellen. Wie immer ist ja auch dieses Mal die Überschrift über diese verdammt geschwätzigen aber immer gut informierten Kreise zu Ihnen durchgedrungen – sie lautet, wie sie ja auch grade schon von der sehr talentierten Off-Stimme gehört haben: „Phase 4: Haltung! Nachhaltig!“

Damit fasst sie auch schon das Prinzip der Phase zusammen. Jede weitere wirtschaftliche Entwicklung in Europa folgt dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Das heißt grob zusammengefasst: Es werden nach der definierten Übergangszeit von 6 Monaten keine Produkte mehr produziert, bei welchen die folgenden Punkte nicht klar adressiert und in der Zusammenarbeit mit dem EUROPÄISCHEN RAT FÜR VERNUNFT sauber definiert wurden:

1.     Produktionsbedingungen: Hier muss geklärt sein, dass alle an der Produktion beteiligten Personen fair belohnt werden und in einem System arbeiten, in dem keine Ausbeutung und ein Vernünftiges Work-Life-Balance-Gefüge herrscht. Das ist eine Basisanforderung – und hier gibt es auch keine Alternativen. Es ist ganz einfach: Wir beuten keine anderen Menschen mehr aus – das haben wir lange genug gemacht. Und das reicht jetzt.

2.     Produktions- und Handelswege: Die Transportwege müssen so kurz und effizient wie möglich sein. Sind längere Wege bereits in Produktionsabläufen implementiert, können diese über entsprechende Kompensationssteuern beibehalten werden, wenn ein Plan zur Lösung des Problems erarbeitet wurde oder keine anderen Wege möglich sind.

3.     Haltbarkeit: Alle Produkte brauchen einen Plan für Update-Fähigkeit und Reparierbarkeit. Dieser Unsinn, dass Produkte geplant kaputt gehen, damit der Konsument etwas Neues kaufen muss, hört auf.

4.     Entsorgung: Jedes Produkt hat einen Entsorgungsindex, in dem klar definiert wird, wie das Produkt emissionsfrei entsorgt und/oder recycled werden kann.

5.     Steuerpolitik: Produkte, die außerhalb der EU produziert werden und nicht diesen Standards unterliegen, werden flexibel so besteuert, dass sie nicht günstiger sein können als Produkte, die gemäß dieser Standards produziert wurden.

Das sind die Eckpunkte der Phase 4 – wie immer können sie alle weiteren Details auf unserer Homepage nachlesen oder in meinem Podcast nachhören, der parallel zu dieser Pressekonferenz erschienen ist – und jetzt haben meine Kollegen und ich noch Zeit für ihre Fragen.

Ich schaue auf das Wasserglas der Ministerin - auf dem sehe ich einen gelben Post-It:


„Morgen wieder!“



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