Donnerstag, 14. Mai 2020

Heute in einem Jahr - Folge 31: 14.05.2020

Bis Montag. Stand da ja auf dem Zettel am Montag. War mir aber erst aufgefallen, als ich schon wach war. Bis Montag. Was sollte das denn? Ich versuchte dann am Montag direkt wieder einzuschlafen und nachzufragen, was aus dem „Morgen wieder!“ geworden war. Das ist mir aber nicht gelungen. Eine Woche warten. Da hatte ich eigentlich keine so große Lust drauf und ich hatte wirklich auf wieder einkehrende Regelmäßigkeit gehofft.

 Am Montag Abend nahm ich mir dann ganz fest vor, im Traum irgendwie Kontakt aufzunehmen – ist mir aber nicht gelungen. Ich träumte nur verschlungenen Käse, ganz wirres Zeug. Dienstag selber Vorsatz: „Du musst dir bewusst werden, dass du träumst und dann irgendendwie eine Nachricht da lassen“. Wieder nicht geklappt. Ich wachte nach 8 Stunden auf und hatte keine Ahnung von dem, was ich geträumt hatte.

Mittwoch Abend. Neuer Versuch. Tatsächlich schlief ich hundemüde in Rekordzeit ein und erinnere mich, dass ich nach einem entspannten Flug über Sendling geschmeidig vor der Shopping-Mall auf der Schwanthalerhöhe lande. Kurzer zweiter Realitätscheck, ob das wirklich ein Traum ist oder ob ich einfach irgendwie tatsächlich endlich doch gelernt habe zu Fliegen (was extrem cool wäre!). Ich schaue auf die Uhr – es ist 31:67 Uhr – sagt meine Apple-Watch (also ist es klar! Muss ein Traum sein ... ich trage nie eine Uhr ... und schon gar keine Apple-Watch!). Kurzes Gefühlschaos: Trauer darüber, dass ich also offensichtlich nicht fliegen kann. Freude darüber, dass ich in einem Traum bin und mich kontrolliert frei bewegen kann. Die Freude überwiegt mächtig: Das ist eine gute Ausgangssituation.

Ich hüpfe hoch vor Freude und hebe dabei gleich ab und steige mindestens 30 Meter in die Luft ... vorsichtig lande ich wieder und betrete die Mall. Ich wandere durch die Gänge aus glitzerndem Perlmut, vorbei an seltsamen Geschäften, bis ich vor dem Geschäft stehe, das ich brauche: DIE POST-IT-BOUTIQUE. Ich betrete den Laden und erwerbe nach kurzem Umschauen ein Profi-Post-It-Set in einem Etui aus weichem Pferdeleder. Es enthält: eine Auswahl Post-It-Blöcke in verschiedenen Schattierungen von mattgrau, verschiedene Tinten, einen Löffel, einen silbernen Füller, ein Feuerzeug.

„Okay, wenn ich gleich hier einen Zettel schreibe!“ frage ich die diplomierte PostItologin hinter dem Tresen.

„Hey – mi casa es su casa!“ sagt die Dame.

Ich stelle mich an das Schreibpult. Im Hintergrund läuft „Bullwinkle Pt. II“ von den Centurians. Ich öffne langsam das Etui, mische bedacht in dem Löffel eine Tinte aus Silber und dunklem Grau und koche die Mixtur mit dem Feuerzeug kurz auf. Diese Mischung ziehe ich dann mit dem Füller auf. Ich wähle einen taubengrauen mit zartem Blaustich und schreibe:

„Hey! Future-Ich! Warum denn erst Montag? Verlierst du langsam die Lust?“

Dann wende ich mich wieder an die Dame hinter dem Tresen.

„Haben sie zufällig einen MultiversumsTimeSwitch (MTS) oder einen ParallelUniverseWormholeTransmitter (PUWT)?“ frage ich.

„Ja sicher – einen MTS8 – da hinten an dem blinden Spiegel – kleben Sie den Post-It einfach dahin!“ sagt sie lächelnd.

Das mache ich auch. Ich klebe den Zettel und meine ein leicht sphärisches Flirren zu vernehmen. Dazu riecht es wie unter einer Stromleitung kurz vorm Gewitter.

Direkt erscheint ein gelber Post-It unter dem von mir geklebten:

„Donnerwetter! Ist noch nie passiert, dass einer von euch Kontakt aufgenommen hat!“

„Du machst es einem ja auch nicht leicht!“ schreibe ich.

„Ist ja eigentlich auch nicht Sinn der Übung!“

„Finde ich aber auch nicht ganz fair. Was ist denn nun? Warum erst Montag?“

„Ich habe es grade ein wenig eilig! Erkläre ich dir aber! Versprochen“
„Ja aber wann denn?“ frage ich ... und ahne es schon.



"Morgen wieder!

Weiter mit Folge 32

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