Montag, 11. Mai 2020

Heute in einem Jahr - Folge 30: 11.05.2020

Beim Einschlafen blätterte ich in ein paar alten Peanuts-Cartoons und dachte darüber nach, dass es schon mal sehr interessant wäre die Welt aus den Augen eines entspannten Beagles zu sehen. Generell habe ich mit Hunden nichts am Hut, aber dennoch ... spannend wär das mal. Wenig später räkele ich mich und muss mich festhalten: Beinahe wäre ich abgestürzt, da ich rücklings auf dem schmalen Dachfirst eines roten Holzhauses liege. Über mir flattert ein gelber Vogel und sagt: „Minnimi mihi nihimi ni HI nihi mi!“ – was ich inhaltlich voll umfänglich teile, für den Moment aber nicht für zentral relevant halte. Der Vogel fragt: „hiHi –Mi Mi?“ – und da bin ich wiederum sofort dabei. Ich krabbele entspannt von der roten Hütte runter und gebe dabei meiner keinen Schreibmaschine einen liebevollen Klaps. Der gelbe Vogel flattert neben mir her und wir holen uns bei dem Kiosk um die Ecke ein Sixpack Bier. Auf dem Weg treffen wir meinen Freund Charly.  Ich gebe ihm ein Bier ab. Der gelbe Vogel hat einen Termin mit seinem Steuerberater. Mit Charly zusammen gehe ich zu unserem Lieblingsplatz, dem Steg am See. Wir setzen uns und geben uns ganz dem hin, was der Japaner als BOKETO beschreibt, dem ohne was zu denken ziellos in die Ferne schauen. Ich schau nach rechts und sehe einen Pfosten, an dem ein Post-It hängt:


"Willkommen zurück! Und viel Spaß mit deinem heutigen Blick durchs Fenster!
Dein Future-Ich“


„Hey! Wie war denn dein Wochenende? Hattest du Spaß beim Wingsuit-Fliegen in den Anden?“


"Es war absolut umwerfend! Dieses Gefühl von Freiheit und gleichzeitigem Nervenkitzel! Wirklich sensationell!“

„Sag mal – ist das nicht für die Umwelt totaler Mist? Einfach mal so um die halbe Welt zu fliegen - nur um etwas Spaß zu haben?“


"Was? Warum das denn?“


„Na ... CO2 ... Flugzeuge verbrauchen irre viel Kerosin ... und das alles nur, damit du dich erholen kannst!“


"Achsorichtignaklar!  ... manchmal vergesse ich, in welcher Zeit und welcher Welt du lebst ... entschuldige! Also ... aus deiner Perspektive in deiner Welt hast du vollkommen Recht! Wenn man mit diesen riesigen Metalldingern rumfliegt oder auf dem Wasser rumkreuzfährt und dafür fossile Brennstoffe verballert, als gäb’ es kein Morgen, dann gibt es auch kein Morgen mehr. Dann sollte man sich das schon sehr genau überlegen für was und wie man seinen Carbon-Foodprint belastet. Aber ... in meiner Welt und meiner Zeit haben wir das Problem nicht mehr. Natürlich kann man reisen, wenn man Fortbewegungsmittel geschaffen hat, die keine Ressourcen mehr verbrauchen – ist ja nur eine Frage der Fokussierung in der Forschung. Und dann ist reisen das Beste, was es gibt. Auch Kreuzfahrten! Wenn diese Boote einfach keine Schweröl verqualmenden Riesenmonster mehr sind sondern mit hocheffizienter Hyper-Photovoltaik betriebene elegante Hovercraft-Katamarane ... gute Zwischenlösung. Oder eben gleich Astralreisen – da kann man im Urlaub einfach daheim bleiben.“


„Und das werden wir schaffen? Astralreisen?“


"Hoffe ich, für euch! Wirklich! Wir haben es hinbekommen. Andere Welten haben das geschafft. Eure Version der Welt stellt sich ehrlich gesagt ziemlich zäh an ... aber das hatten wir ja schon ein paar Mal ... und jetzt fragst du: „Und was können wir da tun?““


„Astralreisen?“


"Astralreisen! Aber ... mit Verlaub ... das ist wohl noch ein bisserl kompliziert ... Es wäre schon viel gewonnen, wenn ihr erst mal die fossilen Brennstoffe in Ruhe lasst ... ohweh ... wir haben uns ja wieder mächtig verquatscht!“


Ich kratze mich mit der Hinterpfote am Ohr. Charly dreht sich zu mir um und sagt:

„Montag wieder!“ 

Weiter mit Folge 31

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