Wir hatten uns ein ambitioniertes Programm vorgenommen: Ein viergängiges Menü mit einem zart französischen Anstrich - und zu jedem Gang gibt es einen Flight mit 2 Champagners zum gegeneinander süffeln um die unterschiedlichen Charaktere dieses wunderbaren Getränks heraus zu kitzeln.
der schnell wachsende Flaschenberg |
Eine Brause, bei der man gar nicht anders kann als zu grinsen. Die feine Säure und die zarte Perlage zupfen neckisch von innen an den Grübchen und induzieren umgehend gute Laune. Um dazu auch etwas Grundlage zu schaffen, gibt es zum Baguette eine Hausgemachte Salzbutter mit schwarzem Hawaii-Salz und einen Frischkäse-Dip mit Räucherfisch und Kräutern.
DER ERSTE GANG: AvocadoChampagnerSüppchen mit Garnele
Die kalte Suppe war angesetzt mit gerösteter gelber Paprika, viel Gemüse und logischerweise Avocados. Grade die Paprika brachte einen Twist rein, an welchem sich die Geister schieden. Zusammen mit den Champagners kamen Bitternoten heraus - das fanden manche lecker und spannend, andere schwierig und störend. Klassiker aus der Rubrik "Geschmackssache" - nicht hingegen zu diskutieren ist hier die Deutlichkeit der Wechselwirkung zwischen Essen und begleitendem Getränk - es wird ganz klar: Es ist eben nicht wurscht, was man zum Essen im Glas hat und das Pairing zwischen Essen und Begleitgetränk kann einem Gang ganz neue Dimensionen geben.
Die Beautiful Bubbles in der ersten Runde:
Doyard Cuvée Vendemiaire Brut
100% Chardonnay, leicht rauchig mit viel reifem Obst, langer Nachhall - subjektive betrachtet aus meiner Sicht der Gewinner zu dem Gang, da sich der Rauch mit der Paprika gut versteht, sich dabei aber etwas mit der Avocado anlegt. Aber sie einigen sich dann doch friedlich.
Piollot Colas Robin (Pinot Blanc)
100% Pinot Blanc, zarte gelbe Frucht (ist es Pfirsich?), elegant und frisch, feine Gewürze - und gerade die feinen Gewürze kommen mit dem Paprika nicht so richtig klar. Interessante aber schwierige Kombination.
DER ZWEITE GANG: Champagen with the Bird
Schampanninger zum Vogel. Genau so verlangt es Miss Sophie in dem legendären Dinner for One. Und das zu recht, denn gerade zu dem im Film gereichten Brathuhn ist ein Champagner eine smarte Wahl. Die Säure "schneidet" durch das Fett des Gerichts, legt dabei wieder die Geschmacksnerven frei und steigert so die wahrgenommene Aromenvielfalt.
Unser Vogel kommt in Form eines Wachtelkeulchens. Dazu gibt es sahnige Belugalinsen, gebratene Chorizo, Karamellsenf und einen Senfschaum.
Die Wachtelkeulchen chillen vor ihrem Einsatz auf dem Teller |
Das ganze Arrangement des zweiten Gangs |
Vilmart Grand Cellier d'Or 2007 Magnum
Gereifter Wein von alten Reben. Das kann ja nur gut sein. Ist es auch. Elegant und eine schier unendliche Geschmackstiefe. Das Holz schmiegt sich an die cremigen Linsen und passt hervorragend zum Fleisch.
JM Seleque Solistes 100% Meunier
Ein Triple-Single: Eine Traube (Pinot Meunier), eine Lage, ein Jahrgang - allein das ist schon etwas exzentrisch - aber bitte, warum ist man ein Champagner, wenn man nicht ein bisserl exzentrisch sein darf? Ein Terroir-Champagner, frisch, anders, komplexe Geschichte.
DER DRITTE GANG: Lamm a la James Bond
Hierbei haben wir uns an dem einzigen wirklichen Menü orientiert, das der Commander in all den Bondromanen bestellt. Sonst mümmelt er ja nur zickig an Kaviar rum - nur in Moonraker (also im Buch) isst der Mann mal richtig und bestellt Lamm, Kartoffeln und Spargel. Den Spargel ersetzen wir saisonbedingt durch wilden Brokkoli und in der Bernaise ersetzen wir den Estragon durch Petersilie. James Bond trinkt hierzu einen 1946er Dom Perignon, den er vom fähigen Mundschenk empfohlen bekommt.
(Mehr zum kulinarischen James Bond gibt es übrigens in der RETROSCHMECKTIVE ZU UNSEREM BOND-ABEND - nächster James Bond Abend ist am 05.10.2016 ... kleine Zwischenwerbung.)
Die Beautiful Bubbles zum dritten Gang:
Tarlant Cuvée Louis (98/97/96) Magnum
Das ist die Oberliga, definitiv. Lange gereift. Sehr elegant in jeder Beziehung. Eine Idee von Sherry. Brioche und Vanille. Getrocknetes Obst lässt sich finden. Eine Aromenwucht! Und eine Sensation zum Lamm.
Eric Rodez Cuvee des Grands Vintages
Mineralisch, subtil, fein. Zart blubberndes Understatement. Eine hochinterssante Cuvée aus Chardonnay und Pinot Noir. Er kommt sehr gut mit der Petersilie in der Bernaise zurecht.
UND DAS DESSERT: ErdbeerTrifle
Das Trifle ist ja ein Klassiker und beschreibt im Wesentlichen ein im Glas geschichtetes Dessert, das aus 3 Komponenten besteht und diese müssen sein: cremig, knusprig und obstig.
Die Basis dieses Trifles ist ein Biscuit, der mit Erdbeersaft und Champagner getränkt wurde. Darauf eine PannaCotta mit weißer Schokolade und Macadamia, darauf in Champagner marinierte Erdbeeren (amerikanische Erdbeerforscher haben unlängst herausgefunden, dass die Kombination aus Champagner und Erdbeeren DIREKT aus dem Paradies kommt!) und drauf ein Crumble aus Amarettini. So lecker, dass es fast schon ein bisserl was Obszönes hat.
Die Dreifaltigkeit unter den Desserts: Das Trifle |
Die Beautiful Bubbles zum Dessert:
Dosnon Rosé
Oh je, was ein Rosé. Jetzt mag ich Rosé ja eh, aber hey ... so schee isses dann doch selten mit dem rosa Schampus. Er besteht zu fast 100% aus Pinot Noir mit ein wenig Meunier dabei. Beim Trumpf-Quartett der roten Früchte sahnt er mit Kirsche, Walderdbeere, Himbeere und reifer Pflaume voll ab. Keine Sekunde wirkt er wie ein parfümierter Obstkompott, sondern bleibt immer elegant. Eine wunderbare Verbindung zum Dessert.
Wer jetzt denkt: Boah ey! Ich hab gar keinen Champagner im Haus, der stellt damit einen direkt stillbaren Missstand fest, denn fast alle der edlen Tropfen gibt es bei Nicola Neumann in der Champagne Characters Boutique & Tagesbar. Also nichts wie hin und den Champagner-Notstand umgehend beseitigen!
Einen riesigen Spaß hat das gemacht - wir denken bereits über eine nächste Runde im November nach - so als kleiner Vorab-Luxus, bevor es dann in die Weihnachtszeit geht. Champagner ist ja auch ein supi Weihnachtsgeschenk ...
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