Ein fiktiver Fanbrief an William S. Burroughs, in welcher es ein paar Fragen zur Interzone gibt.
Entstanden im Kontext der schon jetzt legendären Veranstaltungsserie "Alternativer Advent" im Jahre 2014.
Lieber
Herr Börrooghs,
ich
wende mich an sie mit einer dringenden Bitte.
Seit
Jahren schon bin ich ein großer Verehrer Ihres Schaffens.
Besonders
verehre ich ihr Werk "The Naked Lunch", das ja nicht nur für mich ein
Klassiker ist. Ich habe schon oft und gerne zuhause meinen Freunden und am
Stammtisch daraus zitiert und auch schon vorgelesen. Da können sie sich
vorstellen, da ging es hoch her und es hat auch für Stimmung gesorgt.
Und
dann hat der Karl, das ist ein Stammtischbruder, letztes Jahr vorgeschlagen,
dass wir ja mal unseren Jahresausflug in die Interzone machen könnten. Wussten
sie eigentlich, dass es bei uns mal Intershops in der Ostzone gegeben hat? Aber
so sind ja die Zufälle, sie fallen gern mal hin, wo sie wollen.
Aber
zurück zu meiner Anfrage: Wir wissen natürlich, dass man nicht so einfach zur
Interzone fahren kann, weil das ist ja mehr ein Zustand, da sind wir ja auch
nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Aber da tun wir uns zugegebenermaßen
schwer, diesen Zustand zu erreichen.
Was
uns gereizt hat, das waren ja zum einen diese Sache mit dem Erotischen, das wo
da immer wieder so durchscheint, quasi. Aber zum anderen dann auch die
Insektengeschichte, dieser Mugwamp, also solche Viecherl auch mal sehen, das
wäre doch was, haben wir uns gesagt.
Und
da haben wir jetzt schon mehrfach versucht, diesen Zustand zu erreichen. Wir
vertragen ja schon was, also trinkmässig, da müssen sie sich nicht sorgen, da
geht schon was zusammen, aber von Interzone - keine Spur. Und was Insekten sehen
und so betrifft: der ein oder andere hat mal gespieben, und ich hatte mal das
Gefühl, dass der Hund vom Wirt irgendwie größer wirkt, aber sonst: Fehlanzeige!
An
der Stelle vielleicht auch eine kritische Bemerkung. Die Sachen, die sie da so
beschreiben und genommen haben, die sind ja illegal. Da kommt der einfache Mann
nicht so einfach dran. Wir haben uns gezwungenermaßen dann mit anderen
Substanzen versucht zu behelfen. Aber vom Insektenmittel kriegt man Durchfall,
beim Flohpulver hat der Toni Asthma bekommen und beim Himbeergeist mit
Ibuprofen von der Roswitha, das war mehr so eine Art innere Wirtshausschlägerei,
aber in Zeitlupe. Von wegen Erotik oder so, da war auch nichts zu merken. Wir
haben alles probiert, Herr Börrooghs, sogar bis hin zum Gras. Der Beppi hat ja
sonst vor allem Mais, aber er hat extra einen Hanf angebaut, wegen uns und dem
Beat. Aber in der Wirtschaft darf man ja nicht mehr rauchen und wo wir es
draußen geraucht haben, sind wir eher müde geworden. Und der Schorsch hat
erzählt, wo er das Kälbermastmittel mit dem Morphium genommen hat und sich dann
vor den Ameisenhaufen gelegt hat; da ging ein bissl was zusammen, aber auch nur
beim ersten Mal.
Unterm
Strich also ist meine Frage die Folgende: wie kommt man in die Interzone
und/oder kann man den Herrn Mugwamp anderweitig treffen? Über eine Antwort
würden sich sehr freuen, mit freundlichem Gruß,
Manfred
Huber und Ihre Freunde vom Literaturkranz Trostberg.
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