Montag, 1. Dezember 2014

RETROSPEKTIVE: Alternativer Advent 1 - Breakfast

Der Auftakt der Serie "Alternativer Advent: Kunst und Kulinarik vor Kemmlers Kamin" - mei, schön war er. Und kuschlig war es vorm Kamin.

Eindeutig erstadventig gemarkerter Kamin.
Eine Veranstaltung fürs Herz. Eine Flucht aus der feuchten Kälte und der psychedelischen Weihnachtsdeko. Ein Rückzug ins Gediegene und gleichzeitig ein sich Hinstrecken zu gleichgesinnten Fremden. Ein schön gestimmter Auftakt, der die Freude auf die nächsten drei Adventsveranstaltungen munter geschürt hat.

Ein mehrgängiges GabelFrühstück. An sich schon ein ungewöhnlicher Ansatz. Und dann auch noch Literatur dazwischen? Aha! Und dann auch noch alles ausgerichtet auf "Breakfast at Tiffany's" von Truman Capote? Echt? Genau das! Und jetzt retrospektieren wir mal, was es da so gab.

Als kleiner Gruß vorweg gab es ein Zimtplunderteilchen mit einem Espresso Macchiato im Pappbecher.

Ein selbstverständlich nicht willkürlich dahingegrüßter Küchengruß, sondern ein Zitat der ersten Szene des Films.

Holly Golightly vor dem Tiffany's Schaufenster. Frühstückend.
Plunder- und Kaffeegruß. Servus!
Und so vorab gestärkt ging es dann in en ersten Gang.

GANG 1 - HolEI GolightEI

Neben dem nun schon von unterschiedlichen Wortspielverbänden mehrfach für Preise nominierten Titel des Ganges, ein hoch interessantes Gericht. Aber eigentlich nichts weiter als zwei Eier im Glas - nur eben als zwei Eier in zwei Gläsern. Beim Servieren läuft Moonriver in der Akustikversion, von Audrey Hepburn herself gezwitschert.

Zwei Eier in 2 Gläsern
Das linke Ei: 
Ein geschmeidiges KartoffelPü, darauf ein sahniger Blattspinat, darauf ein OnsenEi ... und ja, es ist so: Ich habe einen OnsenEi-Fetisch ... und wissen Sie was: NA UND?! (mehr zu diversen Onsen-Eiern - hier)

Das rechte Ei:
Gebratene Champignons mit einem fluffigen und getrüffelten RührEiSchaum.

Führende amerikanische Frühstückologen haben errechnet, dass man eigentlich nicht zu viele Eier zum Frühstück haben kann. Sehr wohl aber zu wenig (nämlich zum Beispiel keins ... undenkbar) - das wollten wir auf keinen Fall riskieren.

Zu der Eierei des ersten Gangs gab es einen Prosecco. Nicht nur für den Kreislauf, sondern auch wegen tatsächlichen Genussgründen. Fast jedes Getränk hat es schwer gegen Ei, da sich der Dotter, das alte Ferkel, gleich über den Gaumen und die Papillen legt und die für weiteren Genuss erst Mal versiegelt. Der Sekt schafft es, diese Schicht zu durchbrechen und wieder neue Aromen an die zugehören Rezeptoren zu lassen.

Im Übergang zu Gang 2 liest Herr Kemmler sonor eine Schlüsselstelle aus dem Roman. Es formen sich Wolken winterlicher Wonne im Raum.

GANG 2 - NY eating the Big Apple

Wir zelebrieren in diesem Gang den großen Apfel. Und zwar mit noch mehr Eiern. Ja und auch mit Äpfeln. Beim servieren läuft Moonriver in der ChaChaCha-Version.

Auf dem Teller haben wir einen FrenchToast. Supertypisch für Amifrühstück. Unsere Version ist in Ahornsirup karamellisiert und mit einem Spritzer Sojasoße mit hintersinnigem Charakter aufgeladen. Er wird begleitet von seinem besten Freund: BACON. Der Bacon kommt als Eis (ja, als Eis) und als Marmelade. Dazu gibt es hauchzarte Apfelscheiben, die schön lange in Calvados (Apple-in-Apple-Approach) eingelegt wurden, in der Gesellschaft von Ingwer und Gurken.

FrenchToast & Bacon
Dazu gibt es ein HeidelbeerMilkshake - der als Huckelberry Friend zum einen aus Moonriver rauszitiert ist und zum anderen als Dompteur in der Arena der Aromen für Ordnung sorgt.

Als Brücke zum nächsten Gang verlas Wortmeister Sven dieses sozialkritische Geheul als Antithese auf das Weichgespülte. Recht so! Mit einem schön fleischigen Schluss!

GANG 3 - TrueMeat CaPoTe

Ohne Fleisch soll das ein amerikanisches Frühstück werden? NIEMALS! Wahres Fleisch also in Gang 3 - und zwar in Form von einem schön zarten rosa glänzendem Stück Roastbeef mit Remoulade, begleitet von Blutwurst. Und beim Servieren läuft Moonriver in der groß orchestrieren Version.

CaPoTe - das steht akronym für:

Cabbage: einen leicht apfeligen Cole Slaw Salad.
Potatoe: knusprig gebratene Bratkartoffeln.
TerrorBeanz: ... da könnte man jetzt sagen "naja ... das ist aber einbisserlargweithergeholt, oder?" - KÖNNTE! Denn diese Baked Beans meinten es ernst und hatten schönen ChiliBumms im Kreuz.

TrueMeat und seine Freunde
Als Getränk dazu: Eine Kreation für genau diesen Abend - der SingSingSling. Logischerweise ein Apfelcoktail mit Tiffanybezug. Sing Sing heißt der Knast von New York. Und in diesem sitzt Sally Tomato, der gute Onkel Sally, den Holly im Film regelmäßig besucht und für ihn chiffrierte Nachrichten in ihrer naiven Art unbewusst übermittelt. Hinterhältig von Sally. Hinterhältig auch der Cocktail - denn Alkohol schmeckt man da kein bisschen.

In der Überleitung zum letzten Gang las Herr Kemmler die Ursprungspassage vom Beginn in verschiedenen englischen Dialekten, was uns mit der wahren Holly, der Holly in ihrem eigenen Selbstbild und ... der schottischen Holly, die aber auf bizarre Weise eine energetische Authentizität ausstrahlte, in Kontakt bringt.

GANG 4 - Moonriver and the Rain in the End

Der letzte Gang ist Hollys schrecklich stereotyp gemimtem Vermieter gewidmet, Mr. Yunioshi, gewidmet.

 

Um dieser frechen Verballhornung eines Japaners was Ehrliches und Echtes entgegenzusetzen gibt es etwas, was wirklich typisch für die japanische Küche ist. Eine Suppe. Entenkeulen mit reichlich Sake angesetzt. Und um für Völkerverständigung zu sorgen kam auch noch ein ordentlicher Schuss Bourbon rein.

Das Ergebnis: Eine kräftige Entensuppe asiatischen Stils - eng verwandt mit dieser hier, nur eben mit Entenkeulen anstatt Schweinebacken. Beim Servieren läuft Moonriver in einer seltsam davidlynchartigen Version von Nan Vernon, auf japanisch.

ThaiJapanisches Crossover - mit Nudeln, Entenfleisch, Koriander, Spargel und Mais
Und dazu ein Schälchen grünen Tee.

Wohligkeit all über all. Satt und zufrieden. Harmonie. WeihnachtsZen in bester Form. Zusammenkunft. Genuss und Spaß an der Freud.

Und nächsten Sonntag geht es weiter - mit der nächsten Mahlzeit - dann ist Lunch-Time!

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