Montag, 30. Juni 2014

GinGinGin - Tanqueray Old Tom Limited Edition

Ja ... Leute ... Gin. Gell.

Gin ist ja so dermaßen en vogue ... das ist fast schon anstrengend. Kaum meinte ich mal einen Überblick über die Ginlage zu haben gibt es schon wieder drölfzig neue und das alleine aus Deutschland. Man könnte genervt sein von dem allgemeinen Reiten der Welle - aber ich bin es dennoch nicht, da es erstaunlich viele wirklich extrem gute Gins gibt und immer noch weiter welche dazu kommen.

Bis vor ein paar Jahren war das Ginsortiment ja mit Gordon, Sapphire, Tanqueray und Hendricks quasi am Ende ... aber jetzt ... Meterweise Gin in den Regalen ... umwerfend!

Da wird es mal Zeit, sich dieser Flut in einer Verkostungsserie zu appropinquieren ... und das mache ich jetzt und fange einfach mal mit dem neuesten Fang an, der mir just heute ins Netz ist - dem: Tanqueray Old Tom Limited Edition.


Tom, der alte Junge, ordentlich Dampf - aber freundlich
Wobei ... Freunde der gepflegten Sammelwut ... nach dem was ich so gefunden habe "limitiert" jetzt nicht heißt das der morgen komplett ausverkauft ist und ihr, wenn ihr ne Flasche ergattert habt, die nächstes Jahr gegen eine Jacht oder ... sagen wir mal ... Kuba tauschen könnt. Limitiert heißt hier 100.000 (hunderttausend) weltweit, wohl aber nur 6000 hier in Schlandistan  - (Quellen: zum Beispiel hier oder hier).

Damit sich ein Gin Gin nennen darf muss er mindestens 37,5% vol. an Alk enthalten. Der Old Tom hier hat muskulöse 47,3%. Er meint es also ernst.

Old Tom? Was ist denn das eigentlich mit dem Old Tom? Wenn man nach der Literatur geht, dann ist der Old Tom ein "ursprünglicher Gin, der leicht gesüßt ist" (das liest man etwa hierhier und in dem wirklich großartigen Buch "The Complete Guide Gin & Tonic", S. 71) - er gilt als süßer als der London Dry und herber als der Ur-Gin Genever, ist heute recht selten, gewinnt aber im Zuge der allgemeinen Ginifizierung der Getränkewelt ebenfalls eine Renaissance.

Ich finde es ja seltsam, dass ich auf der Homepage von Tanqueray zu diesem neuen Exponat rein gar nichts finden lässt ... aber mei ... kann ich den Geschmack dort auch nicht abschreiben und muss selbst verkosten.

Die Nase ehrt den Wacholder. Und ich bilde mir ein noch eine ganze Fülle klassischer Kochgewürze, nämlich Piement und Lorbeer zu erschnuppern. Danach kommt Ingwer und Zitrus. Spannend: trotz der sehr ambitionierten Umdrehungszahl riecht er nicht sprittig oder übertrieben alkoholisch, sondern eher balsamisch, süßlich und ... doch ... frisch.

Pur getrunken würde man, hätte man nicht zuvor geschnuppert und wäre bereits der bald schüchtern zurückhaltenden Sanftheit gewahr geworden, erwarteten, dass einem die schiere Alkoholmenge gepflegt einen auf die Zwölf zimmert. Das passiert aber nicht. Im Gegenteil. Aber sowas von im Gegenteil. Dieser Old Tom schmiegt sich lange und genüsslich über die Papillenwelt des gesamten Mundraums und scheint seinerseits forschend zu schauen, was er denn selbst an dem schmecken kann, der ihn da gerade trinkt.

Er bestätigt alle zuvor per Rüssel inhalierte Aromen und bringt eine sehr angenehme Süße mit, die ihn lange verweilen lässt. Er ist sehr leicht pur zu trinken und schreit nicht nach Mixern - nein, grade neat und gradeaus auf Zimmertemperatur getrunken, zeigt dieser Gin, wie sehr man diese Spirituose pur trinken kann und soll - aber ja nicht muss ... denn auch vermixt macht er großen Spaß - doch dazu später mehr.

Pur getrunken also: Es schmiegen sich jede Menge Wacholder, dann Lorbeere und Piement, dann etwas Muskat und Zimt durch die Geschmacksrezeptoren. Dann kommen die zitrusiesken Schalen geschmeidig daher. Zitronengras? Möglich! Palmzucker? Bei mir kommt es rezeptorisch jedenfalls so an.

Kaum schreibe ich das alles, versuche ich, streng wissenschaftlich motiviert eine Gegenprobe und kredenze einer zufällig in den Raum kommenden Madame einen Schluck und ernte den Kommentar: "Boah! Der ist aber SCHARF! Ui!" ... nun --- ähm ... ich verkoste sicherheitshalber noch viermal nach und bleibe anderer Meinung. mild. Mild. MILD!

Ja und mischen kann man diesen Tanqueray Old Tom Limited Edition auch - ich mixe einen Tom Collins:

6 cl Tanqueray Old Tom Limited Edition
2 cl Limettensaft
2 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup

Auf Eis im Shaker kräftig shaken und auf Eis in ein Longdringlas (... jajaja ... ist ein Caipiglas ... aber da passt halt mehr rein ... und ich bin ein durstigerdurstiger Mann) - mit Soda auffüllen.

Geschmeidig.

Old Tom mit seinem Sohn, dem Tom Collins
Cheers!





Samstag, 28. Juni 2014

MelonenJazz

PRÄLUDIUM

Sie so: "Machst du heute Abend was mit der Wassermelone?"
Er so: "Ok!"

Mellon Collie and the infinite sadness (Unendlichkeit ist immer irgendwie rund)
Nein. Bitte nicht mit einem SchirmCharmeWortspiel gleich zu Anfang alles kaputt machen. Lass es! (... das hältst du ja eh nur maximal bis zum nächsten Bild aus, wie ich dich kenne ...)

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Wenn dir das Leben Melonen gibt, sei glücklich und spiele mit ihnen.

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ENDE DES PRÄLUDIUMS

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Es ist Freitag Abend und es ist Zeit für eine neue KitchenJamSession - heute wird um das Basisthema "Melone" improvisiert (vorherige Sessions dieser Art: BLUTWURST und ROSENKOHL). Melodien für Melonen ... Herr Kapellmeister ... bitteschön!

Der Melonenplanet ragt mächtig im Küchenkosmos - und ich meine eine Reihe kleinerer Melonen zu erkennen, die um dieses mächtige Rund kreisen. Das sollte doch für drei oder vier Gänge und ordentlich was zu Süffeln reichen. Mmmmh was zu Süffeln - ein feiner Plan - beginnen wir doch mit einem MelonenMartini!

Auftakt: MelonenMartini

Charmant gemixt und ohne Schirmchen
Ein kleiner MelonenMinzSpieß klammert sich an den Rand dieses verführerischen Auftaktgetränks. Ein frischer und sausüffiger MelonenMartini. Der große Nachteil an diesem Getränk - es ist sehr schnell leer. Und man sollte dazu was essen, denn eine gewisse Grundlage hilft der Gesamtstabilität.

Erster Gang: MelonenCarpaccio, Burrata und Tomaten

Hauchdünn geschnittene Melone, leicht gesalzen und Gepfeffert, mit ein paar Tropfen Olivenöl und einer Nuance Liquid Smoke.


Darauf ein cremiger Burrata, darauf ein TomatenSalat, nur kurz mit etwas Balsamico, Pfeffer, Salz, Olivenöl und Tomami geschwenkt. Sommerlich. Schnell. Yummy. ... und irgendwie schmeckt es ein wenig fleischig ...

Zweiter Gang: MelonenHimbeerGazpacho

Als bekennender Cucumbrist ( = der gurkologisch-philosophischen Richtung des späten Dadaismus anhängend) bin ich großer Freund von verschnörkelter Gurkendeko.

angeberisch-cucumbristisch dekorierte Kaltsuppe mit PassionsfruchtEisWürfel
Gazpacho ist ja eh ein Knaller für den Sommer. Diese melonige Variante ist chön charf - und dafür knoblauchfrei. Und dieser Gazpacho ist so einfach - traut man sich fast gar nicht zu sagen ...

Diese kalte Suppe kann man entweder solo schlürfen, etwa zu frischem Brot und lecker Käse - oder man serviert sie keck als Getränk zu einem Gericht, in dem es kein Schaden ist, wenn ebenfalls Käse, am besten von der Ziege, eine Hauptrolle spielt.

Dritter Gang: MelonenSalat und ZiegenKäse

Leicht panierter Ziegenkäse auf einem frisch-scharfen Salat aus Melone, Gurke, Radieserl, Babyspinat und Minze in einem schnell zammgemörserten Dressing aus Chili, Erdnüssen und ThaiFischsoße.

ganz schön paniert fühlt sich der Käs' bei dem Anblick des bunten Treibens unter ihm
Sehr lebendig und agil. Ein Gericht, das Mut macht, Kraft gibt und Probleme löst und gleichzeitig den Gang zum nächsten Gang gangbarer macht.

Der Cucumbrist in mir fragt, warum es auf diesem Teller keine Gurkenschnitzerei gibt. Der hungerhabende Küchenfaschist in mir empfiehlt dem Cucumbristen, er solle den Rand halten. Der Cucumbrist folgt der Empfehlung.

Vierter Gang: Gebratene Wassermelone, Jakob, Radieserl

Ein wilder kulinarischer Ritt. Konsistenzumwandlungen. Geschmackstransformationen. Transformationen. Brät man die Wassermelone, ändern sich Konsistenz und Geschmack. Außen wird sie leicht ledrig, die Süße explodiert, das Fruchtfleisch wird bissfester und entwickelt etwas leicht animalisches. Das Radieserl wandelt sich von rettichiesker Knackizität zu ein kohlrabiartigen Zartheit und lässt in der Verbindung mit Kapern und Sardellen ganz neue Seiten an sich erkennen.

Jakobs Ringelpietz 
Der Jakob ist als edler Dompteur Dreh- und Angelpunkt. Ein paar provencalische Kräuter, geröstete Erdnüsse und frischer Zitronenschalenabrieb bilden Leitblanken.

Soweit mal zur Melone ... da gibt es Kosmen zu entdecken!





Freitag, 20. Juni 2014

ÖsiAbendSound

Wer übrigens mal einen eigenen ÖsiAbend veranstalten will - so wie das unlängst beim ViennaInspiredPrivateSupperClub geschah, der kann sich zur klanglichen Untermalung der Veranstaltung gerne mal das nachfolgende Geeule antun!



Ois Blunzen!

Dienstag, 17. Juni 2014

Vinaldi-Versuchsküche: TATAR!

Tada!! - Da kommt der Tatar!

Nach der absolut umwerfenden Erfahrung beim Forschungskochen zum Thema "Die Innenansichten eines Bisons" haben KochKollegeKemmler (TripleK? ... klingt nach jeder Menge Flow und Skill, oder?) und icke bei dieser Runde Tatar als Target thematisiert. Traumhaft!

Zwei Männer, sechs Tatare unterschiedlichster Anmutung.

Doch beginnen wir wo anders.

Der Legende nach heißt das Tatar Tatar, weil das Reitervolk der Tataren sein Wegzehrungsfleisch unter dem Sattel lagerte und es so mürbe ritt. Das kann man so machen, ist aber mühsam. Und man braucht ein Pferd. Und Zeit. Und einen Sattel. Einfacher ist es sehr gutes ROHES Fleisch entweder mit ordentlich geschärftem Messer schön klein zu schneiden oder es zu schaben. Warum wurde denn da "ROHES" in brüllenden Kapitellen geschrieben? Na deshalb, weil es gemeinhin beim Tatar um den Verzehr von ROHEM Fleisch geht. Gleich, welches Tier dafür herhalten musste, auch wenn es meistens um ein Filet vom Rind geht, bei der Geschichte geht ...  es muss gar nicht zwingend ein Tier dafür herhalten ... wenn es was klein Geschnittenes, salzig-sauer-scharf Gewürztes ist, dann kann man durchaus auch Gemüse- oder Obst-Tatare zusammenklabustern. Man sollte sich da nicht dem Dogma unterwerfen, dass es nur dann ein Tatar ist, wenn man ROHES Tier auf dem Teller hat. ... es kann auch mal gekochtes oder geräuchertes sein ... oder eben halt auch keines ...

Häufige Begleiter der Fleischbasis sind: Sardellen, Kapern, Worcestershiresoße, Essiggurken, ROHES Ei, sonstiges Ei, fein gehackte Zwiebeln, Tabasco. Man sieht die Richtung ...

Wir haben uns bei unserem Versuchsaufbau versucht von jeglichen Dogmen zu befreien und haben den Testlauf unter das Motto TATAR und EI gestellt. Jawoll!

 

Tatar1 (MC)
Tafelspitz, Kartoffeln, Schnittlauch, Meerrettich - getoppt von einem OnsenDotter (hierfür wurde das Ei 3 Stunden bei exakt 64° C gegart). Der Dotter lässt sich streichen wie weiche Butter und hat ein hyperintensives Eiaroma.

TafelspitzTatar - ja - das geht ... wenn man es macht ...

Ein Twist auf die klassisch bekannte Tafelspitz-Erfahrung - eine Annährung an Kartoffelsalat. Und ja: Kein rohes Fleisch und kein rohes Ei. Richtig. Aber wie gesagt: Wir sind komplett ausmeditiert und dogmenbefreit an die Sache ran!

Tatar2 (TripleK)
TripleK hat seine Tatare unter das kongeniale SubMotto "Tres Hombres" gestellt und gibt jedem der Bengel einen schönen Schluck zur Gesamtkomposition passendes Feuerwasser mit!

Geräucherte Wachteleier, behutsam geräuchtertes ROHES Rinderfilet, ein Schuss Ardbeg Corrywreckan, marinierte gewürfelte Salatgurke mit Chili. Getoppt von einem geräucherten WachtelEi, begleitet von BrezenChips.

Hombre1 - Whiskey
Der sich zart durchziehende Rauch kitzelt neckisch am Gaumen. Das Wachtelei reckt keck seinen oval gewölbten Körper. Die Gurke verneigt sich vor dem klassischen Ansatz und dem modernen Umsatz.

Tatar3 (MC)
Wenn hier kein Fleisch dabei wäre, dann wäre das fleischfrei. Das stelle man sich mal vor ...

eine Runde Eierlastigkeit

KartoffelTatar mit getrüffeltem Ei, Brilliat-Savarin (frischer, cremiger, Kuh-Frischkäse), Muskat, getoppt von einer Scheibe Trüffel - dazu ein aufgeschäumtes Trüffel-Rührei und ein Capacc - also nur eine Scheibe ROHES Rinderfilet - die aber dafür etwas dicker.

Tatar4 (TripleK)
Ein umwerfendes Farb- und Texturspiel! Forellenkaviar, geräucherte Jakobsmuschel, Belugalinsen, ApfelEssig, Minze, ein Schuss baconflavoured Wodka - getoppt von einem WachtelSpiegelEi.

Hombre2 - Wodka
Die unterschiedlichen Texturen der Bestandteile tanzen hier einen nicht enden wollenden DreierTango.  Fazit: ui!

Tatar5 (MC)
Räucherlachs, cremiges Eigelb, Chili, noch etwas mehr Chili, Avocado - eingewickelt in ein Reisblatt - angerichtet an einem KürbisPü.

die Rolle und der Pü
Chili mit ordentlich Wumms. Wirklich guter Räucherlachs, der direkt eine sehr intime Kuschelfreundschaft zu der Avocado begonnen hat - süß die zwei zusammen! Der KürbisPü diente bei dieser als Fingerfood sehr geeigneten Darreichungsform als Dipp. Prädikat: besonders cremig.

Tatar6 (TripleK)
Wieder Beef. Cote de Boeuf. Kapern. Sardellen. Matjes. Etwas Senfpulver. Rote Zwiebel. Und ein guter Schuss Gin. Getoppt mit ROHEM Dotter. Dazu Pumpernickel.
Hombre3: Gin
Nach aktuellen Untersuchungen von schwedischen Sonntagsforschern gibt es zurzeit kaum bessere Alternativen als seine Sonntage mit diversen Flaschen Wein uns konzentrierter Tatarforschung zu verbringen. In der leider viel zu selten zitierten und von mir frei erfundenen Studie "Rohes Fleisch und Eier - und warum diese Kombination so geil ist" wird eindeutig belegt, dass bei den untersuchten Testpersonen das individuell gefühlte Glück mit steigender Menge von Tatarexperimenten stieg. Ei beeinflusste dabei signifikant positiv. Wein auch. Gin erst recht. Die Kontrollgruppe, die weder Tatar, noch Ei, noch Wein, noch Gin im Erhebungszeitraum konsumierte, wird in dieser Studie nur sehr kurz beschrieben, nämlich so: :-(.

Ein hoch auf die Wissenschaft!



Montag, 16. Juni 2014

PrivateSupperClub - Vienna inspired

Ein kurzer Blick auf eine jüngst privat gehostete Veranstaltung, deren Menü, motiviert durch die Wienverwurzelung eines Teils der Gästeschar, aus dem reichhaltigen Fundus der Wiener Küche inspiratorisch schöpfte.

Dabei war die Orientierung streng klassisch, die Exekutive aber (hoffentlich) überraschend und modernistisch.

Das Menü
Der Aperitif, der Horst. Oder wie wir ihn heute nennen: Hoastl. Ein Klassiker der vinaldisch geprägten SupperClubKultur. Und wenn mann hier klickt, dann kann man ihn auch ganz einfach nachbauen.

der Tisch

Der erste Gang: EierSpeis

Wikipedia sagt: "Rührei, in Österreich Eierspeise oder Eierschmalz genannt, ist ein einfaches Gericht aus Eiern, die in einer Pfanne gegart werden." Ich sage: "Mitnichten!" - denn das stimmt ja nur, wenn man es sich erstens einfach macht und zweitens eine Pfanne benutzt. Und beides ist für ein gutes Rührei gar nicht so gut. Und das mache ich hier deshalb auch beides nicht.

Diese EierSpeis ist ein super cemiger und leichter Schaum, der, zuvor bei 72° C sous vide im Wasserbad eingebeutelt vorgegart, mit dem Syphon auf ein Bett aus in Steinpilzbutter geschwenktem RahmBlattspinat gesprüht wird und weitere Adelung durch geröstete Pinienkerne und Trüffel erfährt. Meine Herrn. Das war ein langer Satz ... 


von wegen "einfach": Rühreischaum, Rahmspinat, Trüffel
Ei ist zickig, wenn es um die Kombination mit Getränken geht. Das was das Ei so großartig macht, diese dottrige Cremigkeit, macht es begleitenden Getränken so schwer: Der Gaumen ist quasi dicht vor Ei, die Papillen blockiert - am besten passt da ein leichter und unkomplizierter Prickler - wie etwa der Fritz Müller, der sprudelige Proseccokiller aus Rheinhessen. Fritz Müller heißt nicht der Winzer (der heißt logischerweise Jürgen Hoffmann), Fritz Müller ist ein Wortspiel aus frizzante (ital: leicht schäumender Perlwein) und Müller-Thurgau (die verwendete Traube). Das leicht würzig-muskatige im Müller-Thurgau passt aromatisch top zu Ei - und das Prickeln öffnet den Weg zu Gaumen und Papillen.

Zweiter Gang: TafelSpitz

Ein echter Klassiker. Klassisch in Brühe, knapp unter dem Siedepunkt über Stunden zu zartem Genuss gesimmert, dann mit Gemüse, Kartoffeln und wundervoller Suppe mit Meerrettich serviert. So kann man das machen und so hat das auch seine Berechtigung. Kann man aber auch anders machen.

Diese Variante: Kalbstafelspitz, bei 100° C im Römertopf auf eine Kerntemperatur von 68° C gegart - butterzart. Hauchdünn geschnitten, mit Meerrettichschaum und Duett von Kartoffelsalat. 


TafelSpitz_Remix(TM)
Und ins Glas dazu: Grüner Veltliner vom Ott. Bernhard Ott produziert mit seiner Am-Berg-Serie schön knackige Weine für den Sommer. Und zum modern daher kommenden Tafelspitz passen grade dieser grüne Veltliner herrlich. Schön frisch und leicht - aber mit Charakter und Fülle.

Dritter Gang: KürbisSuppe mit faschiertem Laberl

Kürbissuppe, Kürbiskerne, Kernöl. Alles sehr steirisch. Und dazu ein faschiertes Laberl on the stick - das faschierte Laberl, aka. Frikadelle, Fleischpflanzerl, Bulette, Fleeschkiechelche, Fleischküchle, Klops oder Brisolette, beinhaltet hier Rind, Ente und funky onions. 

Laberl am Steckerl auf steirisch Gesupptem
Vogelperspektive auf das zuvor schon Gezeigte
Typisch Wienerisches kommt auch ins Glas: Wiener gemischter Satz vom Wiener Weingut Wieninger.

Gemischten Satz nennt man die Anbaumethode unterschiedliche Trauben (meist Grüner Veltliner, Chardonnay, Grauburgunder, Weißburgunder, Gewürztraminer und Riesling - aber auch andere) in einem Weingarten anzubauen und sie gemeinsam zu lesen und zu vinifizieren. Damit der gemischte Satz Gemischter Satz heißen darf, müssen mindestens 3 unterschiedliche Trauben so vereint worden sein. Würzig, ursprünglich, frisch und süffig.

Vierter Gang: Rind, Eierschwammerl, Karfiol, Knödel

FiletSteak = immer gut. Am Stück scharf angebraten und dann im Ofen langsam und geschmeidig auf 60° C Kerntemperatur gebracht. Den Bratenfond mit Sake bgelöscht und dann mit dunkler Schokolade gebunden. Dazu EierSchwammerl (Pfifferlinge) mit Karfiol (Blumenkohl) gebraten, angekleckst ein BlumenKohlMarzipanPü - und das alles an einem kubistischen Knödel. Würde ich wieder essen.

Karfiol, Knödel, EierSchwammerl - und RinderFilet in SakeSchokoReduktion

Und dazu ins Glas? Der Pannobile aus dem Hause Heinrich. Ein Flascherl gefüllt mit dem so ziemlich Feinsten, was man aus Blaufränkisch und Zweigelt so machen kann. Brombeerig kommt er daher mit viel dunkler Frucht im Gepäck, die Mitte voller Würze, Anflug von Schokolade und trotz der Geschmacksfülle nicht überladen sondern gefährlich süffig und frisch.

Fünfter Gang: KokosSchmarrn, MangoEis, Röster

So ein Schmarrn!
Der KaiserSchmarrn - ein Mehlspeisenklassiker, der hier eine Modernisierung erlebt, da er erstens mit Kokosmilch angerührt und zweitens nicht mit Rosinen, sondern mit getrockneten Aprikosen gebraten wurde. Dazu ein hausgemachtes MangoEis, das mit einem Hauch Sahne und cremigem griechischen Joghurt schön smooth die Geschmackssinne bezirzt. Und dazu noch ein warmer ApfelMandelRöster mit Erdbeeren, der mit einer weitere angenehme Textur und zusätzlichen Obstebenen dem ganzen Schmarrn endgültig Sinn gibt.

Dazu muss was Süßes ins Glas - und wenn das dann auch noch besonders beerig in rosarotem Geblubber den Gaumen kitzelt, dann passt das bestens. Der Birbet aus dem Hause Demarie folgt diesem Briefing skalvisch, erinnert geschmacklich an einen sehr wohl gemixten Kir Royal und tanzt mit dem Röster entspannten Walzer.

Leiwand war es - urleiwand!

Servus und Baba!