Kurz zur inspiratortischen Basis: Das TV-Dinner beschreibt die Unart vor der Glotze lieber liegend als sitzend Microwellenfertigfutter in Pappschalen einzuschlingen. Nichts gegen das Essen vor der Glotze - aber muss es so ein Schrott sein? Beim TV-Dinner-SupperClub orientieren wir uns an Klassikern des HomeComfortFood zum einen und an TV-Serien zum anderen und transformieren gleichsam den einsamen Akt des Vormfernseheressens in ein gruppendynamisches Happening des freundschaftlichen Beisammenseins von sich vorher fremden Menschen.
Und es war ein schöner schöner Abend, angefüllt mit spannenden Gesprächen über heimlich angeschaute Serien der Kindheit, aktuelle Süchte top gescripteter US-Drama-Mehrteiler und über einen bunten Strauß diverser Kulinarismen. Das ging auch nur mit der tollen Truppe, die sich zum Dinner einfand. Vielen Dank euch allen und bis ganz bald mal wieder!
Schauen wir doch mal genauer rein, was da so alles auf den Tisch kam und schauen dazu mal zunächst auf die Menükarte:
Menü |
Der fliegende Ferdinand, eine tschechische Kinderserie aus den frühen 80ern steht Pate für den Aperitif. Gemixt aus dem eigensinnigen Ferdinand's Quince Gin, der saarländischen Antwort auf einen Sloe Gin, der statt Schlehen Quitten im Gin versenkt. Der Saarländer bekommt im Glas Gesellschaft von Limettensaft, Minze und Prosecco. Und so gestützt fliegen wir los.
1. Gang
True Blood. Die sprudelnd blutige Vampirserie mit der übergroßzügig verteilten Portion von Sex und Sauerei ist idealer Inspirator zum Auftakt. Wir haben eine ziemlich klassische Gazpacho. Dazu einen Salat aus Rotkohl, roter Beete, Cranberries, Mozzarella und Käse. Und gebratene Blutwurst darf da auch nicht fehlen. Der erwachsene Knoblauchanteil in der Gazpacho ist dabei eine spaßige Antithese zum Etikett.
2. Gang
Kojak a la bavarese. Telly Savalas ermittelte sich in den 70ern als lollilutschender Kojak durch Manhatten. Der Lolli kommt auf den Teller - als Weißwurschtlutscher und als ObatzdenBrezenCakePop (Baäng!!) - dazu ein paar rote Zwiebeln und ein ultraleichter Schaum aus süßem Senf, Chili und Sahne. Das begleitenden Getränk dazu kann nur aus Miesbach kommen - kommt es auch: Ein schön frisches Hopf Weißbier.
3. Gang
Hawaii 5-0. Die sonnige Krimiserie aus den 60er und 70er läuft aktuell als Neuauflage. Und wir legen in diesem Gang auch einen Klassiker neu auf: den Toast Hawaii. Jawoll. Mit zartem Ziegenfrischkäse als Basis, geräucherter Ananas mit Chili und saftigem Schinken aus Bella Italia. Der Toast Hawaii trifft sich auf dem Teller mit Lomi, einer hawaiianischen Ceviche-Variante und mit einer Salsa aus Avocado und Mango mit einer gebratenen Jakobsmuschel on top. Getränk dazu - ein frischer Riesling mit schön fruchtigen Noten von der Mosel: Alte Reben von Van Volxhelm.
Bugs Bunny. Jubel, Trubel, Heiterkeit, seid zur Heiterkeit bereit! Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid. Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt, oder an Sorgen von morgen, der tut mir Leid! Genau! Die große bunte Bunny-Schau auf dem Teller wurde bestritten von einem KaninchenKarottenBurger mit MöhrenMayo und gepickelten gelben Rüben. Dazu ein ColeSlaw mit Wurzeln und lilane KarottenPommes in Tempura. Eine unerhörte Kombination, die adäquat im Glas Begleitung fand durch die Rotwein-Cuvée Unerhört aus der Pflaz.
5. Gang
MacGyver'n'Cheese feat. Shameless. Nun lassen wir uns in die Niederungen des classic white trash tv foods hinunter. Schamlos! Die klassische Kombi aus der Mikrowelle: Etwas Fleischartiges. Mac'n'Cheese und irgendein Gemüse. Bei unserer Variante haben wir es mit einem Kalbsbäckchen in einer weißen Portweinreduktion zu tun. Dazu getrüffelte Mac'n'Cheese in einer mächtig unsubtilen Käsesoße und Erbsen mit zartem Minzflavor. Die Erbsen mit der Minze winken dabei fröhlich in Richtung England - dort spielt das fantastische Original der ebenfalls sehr unsubtilen Unterschichtsserie Shameless. Alles ansprechend und vollkommen porzellanfrei angerichtet. Als Gegenstück zu den Präkariatsexponaten süffeln wir hierzu eine mächtig edle italienische RotweinCuvée aus dem Hause Bolgheri.
6. Gang
Twin Peaks. In jeder der 29 Folgen der 90er Jahre Kultserie schwärmt Kyle MacLachlan als Agent Dale Cooper über den großart Blaubeerkuchen, den fantastischen Kirschkuchen und den verdammt guten Kaffee, den es im Diner der Stadt gibt. Das, und der flatterig machende Ausblick, dass es nächstes Jahr, nach über 25 Jahren Wartezeit mit Twin Peaks weiter gehen soll, macht diese Serie zu einem idealen Paten für das Dessert: Blaubeerkuchen, SchokoKirsch und eine White Russian Variante, die Dank Espresso und Espresso-Wodka sehr kaffeelastig ausfällt. Die fein dosiert frisch drüber geraspelte Tonkabohne gibt noch eine sehr machtvolle Aromatik dazu.
Mit ein paar Schnäpsen ging es dann dem Ende entgegen.
Zum Stil passend gab es den Soundtrack dieses Mal als Videoplaylist.